Interesse an Bosnien-Herzegowina steigt. | Wien. Seit Anfang dieses Jahres führt die EU mit Bosnien-Herzegowina Verhandlungen über das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA), das als Vorstufe für den Beginn von Gesprächen über einen EU-Kandidatenstatus gilt. "Seither ist das Interesse von österreichischen Unternehmen an Bosnien-Herzegowina deutlich gestiegen", berichtet der Außenhandelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich, Robert Luck, am Donnerstag am Rande des WKO-Länderforums "Bosnien und Herzegowina" im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Im Rahmen des SAA kommt Bosnien-Herzegowina in den Genuss zusätzlicher Fördermaßnahmen, die vorwiegend in die Infrasturktur (Ispad-Programm) und die Landwirtschaft (Sapard-Programm) fließen. Zudem gibt es eine bilaterales Finanzierungsabkommen, in dessen Rahmen über das österreichische Finanzministerium günstige Kredite mit einem Gesamtvolumen von 25 Mio. Euro vergeben werden, berichtet Luck. Davon profitiert etwa die Gemeinde Grude in Bosnien-Herzegowina, die den Auftrag zur Erneuerung der Wasseranschlüsse von 200 Haushalten gegeben hat. Auftragnehmer sind die Tiroler Röhren- und Metallwerke AG eine Tochter der Buderus Guss GmbH.
Das Wirtschaftswachstum in Bosnien-Herzegowina betrug vergangenes Jahr 5,3 Prozent, heuer sollen es 6 Prozent werden. "Es geht aufwärts", ist Luck überzeugt, "aber der Nachholbedarf ist nach wie vor enorm". So liegt die Industrieproduktion Bosnien-Herzegowinas noch immer unter dem Vorkriegsniveau. Eine große Investition gibt es dieser Tage von der Agrana. Sie investiert gemeinsam mit dem Handelsunternehmen Studen 30 Mio. Euro in eine Rohzuckerraffinierie in Brcko. Die Grundsteinlegung findet am 20. September statt. Im Zuge der SAA-Verhandlungen erhofft man sich auch einer Erhöhung der EU-Importquoten, u.a. für Zucker.
Eine der großen Schwierigkeiten am Markt sei - wie auch in anderen Ländern Südosteuropas - das "gehörige Maß an Bürokratie", das man zum Beispiel bei Firmengründungen deutlich zu spüren bekomme. Auch veraltete Arbeisrechtbestimmungen machen den Unternehmern in Bosnien-Herzegowina zu schaffen.