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Viel Lob, aber keine Geschenke für Serbien. | Brüssel. Serbien ist mit der Festnahme von Radovan Karadzic ein Coup gelungen. Die EU-Außenminister zollten Belgrad bei ihrem Treffen am Dienstag durchgehend Respekt und Lob für diesen wichtigen Schritt in Richtung voller Zusammenarbeit mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Serbien soll wohl auch Zugeständnisse wie Handelserleichterungen bekommen. Es handle sich um eine "wichtige Etappe auf dem Weg der Annäherung Serbiens an die EU", heißt es in den Beschlüssen der Minister. Doch ihren Druck für die Auslieferung des ebenfalls als Kriegsverbrecher gesuchten serbischen Ex-Generals Ratko Mladic will die EU nicht aufgeben. Ein Annäherungsabkommen oder gar Kandidatenstatus gibt es vorerst nicht als Belohnung.
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"Wir sind alle in die Luft gesprungen: Endlich, endlich! 13 Jahre!", jubelte der französische Außenminister und derzeitige EU-Ministerratsvorsitzende Bernard Kouchner. "Es gab eine Festnahme, aber das genügt nicht", relativierte er später. Von einem "Meilenstein in den Beziehungen mit dem Tribunal" redete auch Erweiterungskommissar Olli Rehn. Einen "historischen Moment" sah die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von einem "Gefühl der Erleichterung und Genugtuung" und einem "wichtigen Moment im Kampf gegen die Straflosigkeit" sprach die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik.
Sie skizzierte die weitere Vorgehensweise: Die EU-Botschafter sollen diese und nächste Woche noch die Umsetzung eines Interimsabkommens prüfen, das etwa Handelserleichterungen für Serbien vorsähe. Ganz ähnlich äußerte sich auch Rehn bei seinem Treffen mit dem serbischen Außenminister Vuk Jeremic. Der kündigte an, dass die Regierung in Belgrad die erneute Entsendung ihrer Botschafter in jene EU-Länder beschließen werden, die den Kosovo anerkannt haben. Serbien hatte die Diplomaten aus Protest abgezogen.
Plassnik meinte zwar, dass sie die Umsetzung eines formellen Annäherungsabkommens und Kandidatenstatus "lieber heute als morgen" hätte - allerdings nur wenn auch Mladic "der Gerichtsbarkeit zugeführt wird." Lediglich der italienische Außenminister Franco Frattini sprach sich für eine sofortige Ratifizierung des Abkommens und einen Beitrittsantrag Serbiens aus.