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EU-Vertreter sieht gute Chancen für Quoten-Modell

Von Gerhard Lechner

Politik

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Wien. Jörg Wojahn liebt Wien. "Ich kenne die Stadt noch aus meiner Kindheit", sagte der geborene Münchner, der seit 1. September als neuer Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Wien arbeitet, am Donnerstag vor Journalisten. "Damals, in den 1980er Jahren, war die Stadt noch recht grau", erinnert sich Wojahn. "Heute ist Wien eine Weltstadt", streut der neue "Botschafter" der EU in Österreich, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, seinem Gastland Rosen. "Wien ist bunter, offener und internationaler geworden. Das hängt auch mit dem Thema Migration zusammen, das uns heute so beschäftigt."

Der 44-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, als Vertreter der Europäischen Union in Wien nicht nur eine Verwaltungsstelle zu administrieren, sondern auch zu politischen Fragen Stellung zu nehmen. "Ich will mich in die Debatten, die laufen, auch einmischen", sagt Wojahn. Allerdings nicht als Agent Provocateur: "Mir geht es um eine Versachlichung der Diskussionen."

"Wer sagt, die EU hat geschlafen, der hat selbst geschlafen"

Bei aller Sachlichkeit greift Wojahn aber auch zu deftigeren Formulierungen. So wehrt er sich etwa gegen weit verbreiteten Vorwürfe, die EU habe auf die aktuelle Flüchtlingskrise kopflos und unvorbereitet reagiert. "Wer sagt, die EU habe in der Frage der Migrationspolitik geschlafen, der hat selbst geschlafen", hielt der Bayer den EU-Kritikern entgegen. Bereits im Mai habe man in Brüssel eine europäische Migrationsagenda vorgelegt, auch jetzt denke man bereits weiter: etwa an den Klimawandel, der neue Migrationsströme auslösen könnte.

Aber ist die EU überhaupt in der Lage, die aktuelle Flüchtlingswelle zu bewältigen? Die osteuropäischen Staaten, die sich gegen eine verpflichtende Quote für jedes Land wehren, führen ins Treffen, dass die Flüchtlinge im Schengen-Raum ohnehin wieder nach Deutschland oder Schweden auswandern würden. "Dort würden sie dann - anders als über den offiziellen Weg - aber keine Leistungen bekommen", antwortet Wojahn. Deshalb sieht er gute Chancen für das Quoten-Modell - falls es umgesetzt wird.

Wojahn bringt langjährige internationale und EU-Erfahrung mit: Vor der Tätigkeit in Wien war er als Botschaftsrat in Riad fünf Jahre lang für die Beziehungen der EU zu Saudi-Arabien und mehreren Golfstaaten zuständig. Zuvor arbeitete er im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (Olaf) - und auch als Journalist in Wien und Brüssel für die Tageszeitung "Der Standard".