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Die Russen stehen uns näher als die Amerikaner, ist vor allem in Wirtschaftskreisen seit Wochen zu hören. Man solle Russland einbinden in die EU-Erweiterungsstrategie - und den großen Markt dort nicht vergessen.
Stimmt wohl alles. Die Vorkommnisse der vergangenen Tage am Absturzort der abgeschossenen Boeing und der respektlose Umgang mit den 298 Leichen und deren Habseligkeiten machen es Russland-Freunden indes nicht leicht. Zu denen gehören neben Italien auch Österreich, und es ist anzunehmen, dass beide beim heutigen EU-Außenminister-Treffen vor einer scharfen Reaktion Europas warnen werden.
Es geht um Milliarden, Österreich ist im Vergleich zu seiner Größe ein erheblicher Investor in Russland - und Präsidnet Wladimir Putin pflegt ein gutes Verhältnis zu österreichischen Wirtschaftskapitänen und manchen Politikern.
Die russische Propaganda, die jegliche Verantwortung am Abschuss des zivilen Fliegers der Regierung in Kiew zuschiebt, macht es nicht leichter. Und das Drängen der USA, Russland auch wirtschaftlich zu isolieren, wohl auch nicht.
Faktum ist, dass harte wirtschaftliche Sanktionen Europas der russischen Wirtschaft schweren Schaden zufügen. Ein Oligarch sagte im "Wall Street Journal", nach sechs Monaten würde der ökonomische Zusammenbruch drohen.
So schlimm würden die Sanktionen die EU nicht treffen, aber doch auch hart. Etliche Länder Nordeuropas hängen zu 100 Prozent von russischem Erdgas ab. Der kommende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach schon während des Wahlkampfes von einem EU-weiten Solidaritätsfonds, um die Lasten im Ernstfall gleichmäßig zu verteilen. Österreich wäre Nettoempfänger eines solchen Fonds.
Russlands Präsident Putin hat die Gefahr erkennt, und gab sich nun konzilianter: Niederländische Experten kamen endlich zum Unglücksort durch, wohl auch nach einem starken Hinweis Russlands an "seine" Separatisten im Osten der Ukraine. Ob das besänftigend wirkt, wird der heutige Tag zeigen. Die Außenminister der EU müssen auf dieses Desaster reagieren, Wut und Empörung der Menschen sind groß. In den Niederlanden forderten Medien sogar die Entsendung von Nato-Truppen in die Ostukraine.
Es ist anzunehmen, dass die Sanktionen gegen Russland verschärft werden. Je stärker, desto schlimmer für Österreich.