)
PDK-Politiker: Wir wollen kooperieren | EU-Vertreter im Kosovo haben nach einem Bericht über Mafiaverbindungen von Ministerpräsident Hashim Thaci eine Untersuchung angekündigt. "Wir werden uns den Bericht sehr genau anschauen", sagte der stellvertretende Chef der EU-Rechtstaatlichkeitsmission EULEX, Andy Sparkes.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wenn es Nachweise für die Vorwürfe gebe, würde man gern auf offiziellem Wege davon erfahren, sagte Sparkes. Thaci soll einem Bericht des Europarates zufolge Ende der 1990er Jahre Chef einer mafiaähnlichen Organisation gewesen sein. Er soll in Organhandel, Auftragsmorde und andere Verbrechen verwickelt gewesen sein. Seine Regierung wies den Bericht zurück. Auch die Opposition stellte sich hinter Thaci.
Dem Bericht zufolge töteten Anhänger der Befreiungsarmee UCK zumeist Serben, um deren Organe ins Ausland zu verkaufen. Die Taten sollen sich zwischen Mitte 1999 und Mitte 2000 zugetragen haben. Das Kosovo gehörte früher zu Serbien. Die Regierung in Belgrad verlor aber nach Luftangriffen der NATO 1999 die Kontrolle über die abtrünnige Region. Nach dem Eintreffen der NATO-Truppen verschwanden dem Bericht zufolge etwa 500 Menschen. Für die Anschuldigungen gibt es dem Europarat zufolge glaubwürdige Zeugenaussagen.
Klärung unbedingt notwendig
Pristina ist nach Worten eines Spitzenpolitiker der Demokratischen Partei (PDK) des kosovarischen Premiers Hashim Thaci bereit, mit dem Europarat bei den Ermittlungen bezüglich des mutmaßlichen Organhandels zu kooperieren. Haliti wird am Donnerstag in Paris der Präsentierung des Berichtes des Sonderbeauftragten des Europarates, Dick Marty, beiwohnen.
"Wir müssen auch Dick Marty und allen Interessierten die Möglichkeit bieten, ihre Ermittlungen voll zu beenden und die Belastung zu beseitigen, die ungerechterweise an den Streitkräften haftet, die den Kosovo befreit hat", sagte der PDK-Spitzenfunktionär Xhavit Haliti in einer Sendung des US-Senders Free Europe in serbischer Sprache am Mittwochabend.
Haliti wird im Bericht des Europarates selbst als einer der engsten Vertrauen Thacis bezeichnet, der andererseits als Chef eines Netzes identifiziert wurde, das mit kriminellen Aktivitäten unmittelbar vor Beginn des Kosovo-Krieges (1998-99) begonnen hatte und seitdem starken Einfluss auf die dortige Regierung ausübt.
Er glaube, dass die Vorwürfe unbegründet seien, sagte Haliti. "Wir waren im Krieg und nicht auf Picknick. Im Krieg werden Menschen getötet und Menschen wurden getötet. Das kann niemand bestreiten", sagte der PDK-Spitzenfunktionär unter dem Hinweis, dass er als politischer Vertreter der "Befreiungsarmee des Kosovo" (UKC) selbst nicht in dem Gebiet gewesen sei, wo der Krieg geführt wurde. Er könne nicht über etwas reden, was er weder gesehen noch gehört habe, sagte der kosovarische Politiker.
Kosovo
Das Kosovo steht seit Jahren unter internationaler Verwaltung. So überwacht die EU-Behörde EULEX seit Ende 2008 die Arbeit von Polizei und Gerichten und übernimmt brisante Fälle wie Kriegsverbrechen und Korruption. Seit dem Krieg erhielt die Region vier Milliarden Euro an Hilfen.
(APA, Reuters)