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EU will Milchsektor stabilisieren

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft
Milchbauern soll die Planung mittels längerfristigen Verträgen erleichtert werden.Foto: bb

Die Milchquote läuft im Jahr 2015 unwiderruflich aus. | "Marktstrukturen haben in der Krise versagt." | Brüssel. Milchbauern sollen sich künftig verstärkt zusammenschließen können, um gemeinsam die Preise für ihre Produkte gegenüber der verarbeitenden Betrieben aushandeln zu können. Die Vereinigungen der Bauern und/oder ihrer Molkereien sollen unter bestimmten Voraussetzungen auch länderübergreifend agieren können. Längerfristige Verträge sollen Abnahmemengen, Preise und Zahlungsfristen zwischen Bauern und Molkereien klären, um die Planung zu erleichtern. Auch Branchenverbänden soll der Weg geebnet werden; die würden nicht nur Vertreter einer Stufe des Produktzyklus umfassen, sondern Landwirte, Molkereien und Verkäufer.


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Mit solchen Vorschlägen will EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos schwere Krisen auf dem Milchsektor wie im Vorjahr abwenden. Damals waren die Erzeugerpreise pro Liter auf rund 20 Cent gefallen, während die Verbraucherpreise recht stabil um die 80 Cent geblieben waren. Ganz offensichtlich habe der Markt nicht funktioniert, heißt es in der noch inoffiziellen Vorlage der EU-Kommission. Das Dokument liegt der "Wiener Zeitung" vor und kann sich bis zur Präsentation am Donnerstag noch in Details ändern.

Heimische Bauern haben Sorgen mit dem Handel

Unumstößlich sei das Auslaufen der Milchquote bis zum Jahr 2015, betonen die zuständigen Experten in Brüssel. Die derzeitige Marktstruktur habe die Krise von 2009 noch verschlimmert. Die lange Periode fixer Abnahmemengen zu hohen institutionalisierten Preisen habe den Markt unflexibel gemacht. Die Akteure, vor allem die Bauern, hätten nicht ausreichend reagieren können.

Für Österreich dürfte die verstärkte Möglichkeit zum Zusammenschluss der Milchbauern nur eine begrenzte Auswirkung haben, weil laut Landwirtschaftskammer 85 bis 90 Prozent der Produzenten in Genossenschaftsstrukturen organisiert sind - also quasi ihre eigenen Molkereien haben. In den Niederlanden und Dänemark beträgt der Organisationsgrad praktisch 100 Prozent. Interessanter sind die neuen Anregungen für die italienischen Milchbauern, die großteils mit privatwirtschaftlichen Großmolkereien zu tun haben, sowie die Landwirte in den neuen Mitgliedsstaaten. Dort würden Molkereien und die Fleischwirtschaft "vom westeuropäischen Kapital regiert", erklärte ein Insider.

In Österreich haben die Milchbauern und Verarbeitungsgenossenschaften eher Sorgen mit dem Handel, wie es aus der Landwirtschaftskammer heißt. Knapp 100 Molkereien stünden fünf bis sechs Handelsketten mit zusammen gut 90 Prozent Marktanteil gegenüber. Jede Kette wie Rewe, Spar oder Hofer mache ihre eigenen strikten Vorgaben - "wer die nicht erfüllt, wird ausgelistet".