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EU will Roamingpreise weiter drücken

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Neue Preisdeckel für Handy und mobiles Internet. | Ab 2016 soll Markt wieder funktionieren.


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Brüssel. Horrenden Handyrechnungen nach dem Urlaub will Telekomkommissarin Neelie Kroes endgültig den Garaus machen. Dafür präsentiert sie heute, Mittwoch, ein neues Gesetzespaket zur weiteren Reduzierung der sogenannten Roaming-Kosten. Die entstehen, wenn der Telefonkunde aus dem Ausland über ein Fremdnetz auf das Heimatnetz zugreifen muss.

Erstmals schlägt die Kommission auch die Deckelung der Endkundenpreise für die Nutzung des mobilen Internets vor. Am Ende müssten Telefonate und Webseitenabrufe im In- und Ausland annähernd dasselbe kosten, betonte die niederländische Kommissarin bereits mehrfach. Noch immer funktioniere der grenzüberschreitende Mobilfunkmarkt nicht richtig.

Neu eingeführt werden soll daher für die mobile Datenübertragung die verpflichtende Preisobergrenze von 90 Cent per Megabyte ab Mitte 2012. Mit einem Zwischenschritt von 70 Cent 2013 sollen 2014 höchstens 50 Cent erreicht werden. Derzeit liegt der Durchschnittspreis laut Kommission bei 2,50 Euro per Megabyte, daheim oft nur bei rund fünf Cent. Bisher sind lediglich die Preise zwischen den Unternehmen geregelt, der Endkunde hat davon häufig nichts. Lediglich eine Warnung an den Kunden ist vorgeschrieben, falls der Internetkonsum auf die 50-Euro-Schwelle zusteuert. Gibt der Nutzer dann nicht sein Okay, muss der Zugang vorläufig gesperrt werden.

Einen dynamischen Preisdeckel für Handy-Auslandstelefonate gibt es zwar bereits. Erst am 1. Juli sind die Obergrenzen auf 35 Cent pro Minute bei aktiven und elf Cent bei passiven Anrufen gesunken. Weil die aktuelle Regelung aber Mitte kommenden Jahres auslaufen würde, will Kroes verlängern. Bis auf 24 und zehn Cent pro Minute ab Mitte 2014 sollen die Endkundenpreise für mobile Auslandstelefonie noch sinken, bis die Preisregulierung dann 2016 tatsächlich auslaufen soll. Für die Mobilfunkbetreiber bedeutet der neue Vorstoß der Kommission freilich deutlich Umsatzeinbußen. Vor allem beim bisher ungeregelten mobilen Internet blühen massive Einschnitte.

Doch versucht Kroes auch den Pfad weg von der Regulierung hin zu einem funktionierenden Markt aufzuzeigen. Um die Marktkräfte zu stärken, sollen sich die Mobilfunkkunden im Ausland künftig aussuchen dürfen, über welches Fremdnetz sie auf das Netz ihres Vertragspartners daheim zugreifen.

Angebote entflechten

Bisher ist das Auslandsnetz vom Heimatbetreiber vorgegeben. Zudem müssten die Mobilfunkanbieter ihre Angebote entflechten und je einen Vertrag für Inlandstelefonate und Roaming anbieten. Bisher gibt es nur kombinierte Angebote, die meist entweder im In- oder im Ausland günstig sind.

Beide Maßnahmen würden gezielt am Roaming-Markt den Wettbewerb beleben und erleichterten dort auch den Einstieg neuer Mitbewerber, so das Kalkül der Kommission.