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Die Zustimmung der Österreicher zur Europäischen Union erreichte bei einer von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) im März unter 1.000 Personen durchgeführten Umfrage mit 68 | Prozent einen Spitzenwert. 76 Prozent sprachen sich auch deutlich gegen einen EU-Austritt aus, nur 19 Prozent wären für einen solchen Schritt zu haben. In der gleichen Umfrage zeigten sich aber auch | 66 Prozent empört über die Sanktionen von 14 EU-Staaten gegen Österreich. Nur 24 Prozent haben Verständnis dafür.
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Nach einem Einbruch im April des Vorjahres, als nur 57 Prozent den EU-Beitritt als richtig bezeichneten, ist eine ständig wachsende Zustimmung der Österreicher zur EU zu verzeichnen, die bei der
März-Umfrage mit 68 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt fand, betonten Heinz Kienzl und Gerhard H. Bauer Dienstag bei der Präsentation der Umfrageergebnisse. Nur 27 Prozent halten den seinerzeitigen
EU-Beitritt für falsch. Männer sind mit 76 Prozent Zustimmung EU-freundlicher als Frauen, die nur zu 61 Prozent ja zur EU sagen. Überdurchschnittlich hohe EU-Zustimmung gibt es in der Altersgruppe
der 16-24-jährigen mit 76 Prozent, unter Maturanten und Akademikern (79 Prozent), Angestellten (73 Prozent) und die Beamten sind sogar zu 81 Prozent EU-Freunde.
Parteipolitisch sind die einst EU-kritischen Grün-Alternativen mit 79 Prozent die überzeugtesten EU-Anhänger, gefolgt von ÖVP und SPÖ-Sympathisanten (74, bzw. 71 Prozent). Aber nur 40 Prozent der FP-
Anhänger halten den EU-Beitritt für richtig. 54 Prozent der FP-Wähler halten die Entscheidung der Österreicher, der Europäischen Union beizutreten, für falsch. Von den SPÖ- und ÖVP-Wählern tun dies
nur 21, bzw. 22 Prozent, von den Grünen nur 17 Prozent.
Dieser Einstellung entsprechend sprachen sich bei der Umfrage auch 43 Prozent der FPÖ-Anhänger für einen Austritt aus der EU aus. Bei den SPÖ-Sympathisanten sind es 17, bei den ÖVP-Wählern 14
und bei den Grünen 9 Prozent. 88 Prozent der Grünen, 82 Prozent der VP-Wähler, 78 Prozent der SP-Anhänger, aber nur eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der FP-Sympathisanten deklarierten sich als
Austrittsgegner.
58 Prozent der Befragten glauben, dass die Österreicher genauso überzeugte Europäer sind, wie die Bewohner in den anderen EU-Ländern, 15 Prozent halten die Österreicher für noch überzeugtere Europäer
und nur ein gutes Fünftel (21 Prozent) hält die eigenen Landsleute für weniger überzeugte Europäer.
Markant zeigt sich in dieser Frage die Polarisierung unter den FPÖ-Anhängern, von denen 31 Prozent glauben, dass die Österreicher "weniger überzeugte Europäer", aber auch 25 Prozent, dass wir
"überzeugtere Europäer" sind.
Klare Differenzierungen zwischen den Anhängern der vier Parlamentsparteien gibt es in der Frage der EU-Sanktionen gegen Österreich. Gesamtösterreichisch sind zwei Drittel der Befragten darüber empört
und nur ein knappes Viertel hat dafür Verständnis. Am höchsten ist die Empörung naturgemäß bei den Anhängern der Regierungsparteien FPÖ und ÖVP mit 84 und 82 Prozent. Aber auch bei 53 Prozent der SPÖ-
Wähler und bei 40 Prozent der Grünen stossen sie auf Ablehnung. Unterdurchschnittlich gering ist die Ablehnung bei Schülern und Studenten mit 47 Prozent. 36 Prozent in dieser Gruppe haben
dafür Verständnis. Bei den Grünen sind es 49 Prozent, unter SPÖ-Wählern 37 Prozent, bei ÖVP- und FPÖ-Fans sind die Verständnisvollen mit 10 und sechs Prozent eine klare Minderheit.
Allerdings fühlen sich gesamtösterreichisch nur 8 Prozent von den Sanktionen betroffen und 91 Prozent nicht. Unter den sich betroffen Fühlenden sind Selbständige (15 Prozent), Grüne (13) sowie Wiener
und Vorarlberger mit je 14 Prozent überrepräsentiert.
36 Prozent glauben, dass die Sanktionen so lange dauern werden wie die FPÖ in der Regierung ist, 35 Prozent hoffen auf ein Ende, wenn die französische EU-Ratspräsidentschaft mit Jahresschluss
ausläuft und 14 Prozent sind optimistisch und glauben an ein Ende innerhalb weniger Wochen.
Dass die Sanktionen bis zum Ausscheiden der FPÖ aus der Regierung dauern, glauben 51 Prozent der SPÖ-Anhänger, 46 Prozent der Grünen, aber auch 30 Prozent der FP-Sympathisanten und 23 Prozent der ÖVP-
Wähler.
Die größte Effizienz im Kampf gegen die EU-Sanktionen erwarten sich die Österreicher von EU-Kommissar Franz Fischler und Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner. 33 Prozent glauben, dass Fischler
viel, 39 Prozent, dass er etwas tun könne. Auf Ferrero-Waldner hoffen 32 Prozent stark und 40 Prozent etwas. 23 Prozent glauben, dass Bundespräsident Thomas Klestil viel und 48 Prozent, dass er etwas
tun kann und 18 bzw. 43 Prozent glauben das von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Dem grünen Parteiobmann Alexander Van der Bellen trauen 16 Prozent viel und 37 Prozent etwas Kompetenzen im
Kampf gegen die EU-Sanktionen zu, 15, bzw. 45 Prozent Nationalratspräsident Fischer, 10, bzw. 38 Prozent dem designierten SP-Chef Alfred Gusenbauer und ebenfalls 10, bzw. 28 Prozent der FPÖ-
Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer. Nur 6 Prozent der Befragten glauben, dass Demonstrationen in Österreich viel an den EU-Sanktionen ändern werden, 23 Prozent sehen darin "etwas" Chancen.
54 Prozent der Österreicher glauben, dass die EU-Sanktionen dem Ansehen Österreichs in der Welt sehr, weitere 34 Prozent, dass sie ihm etwas schaden. 51 Prozent glauben aber auch, dass das EU-
Prestige in Österreich darunter sehr, 33 Prozent, dass es etwas leidet.
76 Prozent befürchten durch die Sanktionen Auswirkungen auf den Fremdenverkehr (29 Prozent davon starke). 62 Prozent sehen wissenschaftliche Kontakte betroffen (22 Prozent stark), 71 Prozent
die kulturellen Kontakte (26 Prozent stark) und 75 Prozent die wirtschaftlichen Kontakte (31 Prozent stark).
Am schwerwiegendsten beurteilen die Österreicher den Schaden für die FPÖ (41 Prozent sehr, 29 Prozent etwas) und die ÖVP (28 Prozent sehr, 42 Prozent etwas). 11 Prozent sehen aber auch grösseren
Schaden für die SPÖ, 33 Prozent geringeren. Für die Grünen lauten die entsprechenden Werte 6 bzw. 27 Prozent.
In Bezug auf die EU-Osterweiterung sind die Österreicher den Ungarn und Slowenen gegenüber am aufgeschlossensten. 42 Prozent meinen, man solle die Beitrittsbemühungen der Ungarn, 36 Prozent, man
solle jene der Slowenen fördern. Der tschechische Beitrittswunsch ist für 32 Prozent förderungswürdig, jener der Slowakei für 29 Prozent und der Polens für 28 Prozent. Für Hinauszögern plädieren 14
Prozent bei den Ungarn, 18 Prozent bei den Slowenen, 21 Prozent bei den Tschechen, 22 Prozent bei den Polen und 23 Prozent bei den Slowaken.
Gefragt wurde auch, wie sich die Österreicher in punkto Fremdenfeindlichkeit sehen. 9 Prozent glauben, dass es in Österreich mehr, 32 Prozent, dass es weniger Fremdenfeindlichkeit gibt als in anderen
westeuropäischen Staaten. 57 Prozent sehen unser Land in dieser Frage im europäischen Durchschnitt. Besonders fremdenfreundlich betrachten die FP-Anhänger unser Land. Sie glauben zu 46 Prozent, dass
die Österreicher weniger fremdenfeindlich sind als der europäische Durchschnitt.