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EU zwischen Pub-Quiz und Bankenkrise

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Die Jungen sind eine Wählergruppe, die von Europa überzeugt werden will. Und die sich überzeugen lässt.


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Wien. Für die Alten und Älteren war ein geeintes Europa eine Vision, ein Traum, der nach und nach Wirklichkeit wurde. Für mehr als 350.000 Jugendliche zwischen 16 und 19, die am kommenden Sonntag erstmals bei der Europawahl ihre Stimme abgeben dürfen, ist die EU seit jeher Realität. Sie haben keine eigene Erinnerung daran, dass es in Europa einmal anders ausgesehen hat. Sie kennen Kalten Krieg und Weltkriege nur noch aus den Geschichtsbüchern.

Diese Selbstverständlichkeit, so erfreulich sie ist, birgt die Gefahr der Gleichgültigkeit. Die Begeisterung vieler Alter für ein geeintes Europa löst bei vielen Jungen höchstens ein Achselzucken aus. Wie soll es denn sonst sein? Darum - und weil es doch auch um einige hunderttausend Wählerstimmen geht - bemühen sich die Alten immer mehr um die Jungen. Und die sind durchaus empfänglich für den Europagedanken, wie sich beim Europatag der Jugend am Montag im Haus der Wirtschaft in Wien zeigte.

Dort tauchten mehr als 1000 Schüler in die Welt von Europaparlament, EU-Kommission und Gemeinschaftswährung ein. Die EU-Stabsabteilung der Wirtschaftskammer hat dabei keinen Aufwand gescheut: Mehr als 40 Podiumsdiskussionen, Workshops und Infostände aller 27 EU-Länder sollten den Jung- und Erstwählern "Europa näherbringen" und sie motivieren, zu den Wahlen zu gehen. So betonten in einem Panel Persönlichkeiten wie EU-Kommissar Johannes Hahn, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, Ex-Nationalbankgouverneur Klaus Liebscher, Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl und EU-Mandatar Heinz Becker die Bedeutung der EU für Frieden und Wohlstand.

Keine Scheu vorkomplexen Themen

In einem anderen Workshop simulierten die Schüler unter Anleitung von Experten des Außenamtes die schwierigen Verhandlungen auf Europäischer Ebene. Dabei ging es um so strittige Themen wie Flüchtlings- oder Energiepolitik.

Die Jugendlichen ließen sich bereitwillig auf die hochkomplexen europäischen Themen ein. So erklärte etwa die zypriotische Botschaft die Herausforderungen für die Insel durch die Bankenkrise, wobei sich einige Schüler ohne jegliche Schüchternheit in die Diskussion einschalteten. Klar, andere spielten derweil eher gelangweilt an ihren Smartphones herum - angesichts der eher trockenen Materie (und leider auch Präsentation) wenig überraschen.

Eher trocken vorgetragen war auch "Das europäische Profil Portugals" - der Inhalt war umso spannender. Wussten Sie etwa, dass Paris die drittgrößte portugiesische Stadt ist? Oder dass 21 Prozent der Einwohner Luxemburgs aus Portugal stammen? Dass Portugiesen als schlechteste Autofahrer Europas gelten und die Luxemburger als zweitschlechteste - und es da wohl einen Zusammenhang gibt?

Die britische Botschaft präsentierte "British Myths" - und setzte dabei auf beliebte englische Klischees: Den Anfang machte ein Pub-Quiz, gefolgt von einem Mr.-Bean-Film, es ging um die Fuchsjagd ("quite controversial"), die Rolle Großbritanniens in der EU ("quite controversial too"), britisches Essen (Lieblingsessen der Briten ist nicht etwa Fish&Chips, sondern das indische Currygericht "Chicken tikka masala"), dazwischen gab es Videoclips britischer Boybands und Shortbread.

Doch es lag nicht nur daran, dass es "ur viel gratis Essen" gab, weshalb sich die Jugendlichen sichtlich angetan zeigten. Vielmehr schätzten sie es, ernstgenommen und einbezogen zu werden, erklärten die Schülerinnen Florentina, Lily und Anna: "Das sollte es viel öfter geben."

"Die EU bringt uns jawirklich etwas"

"Cool" fanden die drei auch die Diskussionen "von Leuten, die sich auskennen". Dadurch hätten sie "ein ganz anderes Bild von der EU bekommen": Dass die Union nämlich etwas sei, "das uns wirklich etwas bringt, Sicherheit und Frieden".

Dabei ist Politik etwas, das die Schüler durchaus bewegt - nicht nur im Unterricht. "Auch untereinander reden wir darüber, zum Beispiel über die Ukraine oder über Skandale", so die Schülerinnen. Daher sei es auch "cool" gewesen, dass man bei Diskussionen selber mittels elektronischer Stimmabgabe abstimmen durfte.

Demnach wollen übrigens 61 Prozent der Jugendlichen am Sonntag zur Wahl gehen. 25 Prozent nicht - was aber hier weniger an Desinteresse liegt, als daran, dass sie noch zu jung sind, wie die beiden 15-Jährigen Ismael und Marcel. Trotzdem interessiert sie Politik brennend. Ismael will sogar einmal in die Politik gehen. Für eine Partei hat er sich aber noch nicht entschieden. Von Europa versprechen sich die beiden, "dass alles besser wird".

Wissen

Zur Europawahl sind in Österreich laut Statistik Austria rund 350.000 Jugendliche zwischen 16 und 19 zugelassen. Rund 16.000 davon stammen aus anderen EU-Ländern. In den meisten EU-Staaten gilt das Wahlalter 18. Österreich ist mit 16 eine Ausnahme. Auch EU-Ausländer dürfen in Österreich schon ab 16 wählen. Wenn in ihrem Heimatland allerdings Wählen ab 18 gilt, dürfen sie nur österreichische Kandidaten wählen. Ausnahmen gibt es für kroatische und slowenische Staatsbürger. Dort gilt Wählen ab 16, sofern man berufstätig ist. Daher dürfen berufstätige Kroaten und Slowenen in Österreich auch kroatische bzw. slowenische Kandidaten wählen.