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Euro: Das nächste "Nein"?

Von Georg Friesenbichler

Europaarchiv

Die Entscheidung der britischen Regierung, der Eurozone vorläufig lieber nicht beizutreten, wurde in einem Land besonders genau beobachtet. Kein Wunder - denn während die Briten jetzt noch viel Zeit bis zu einer eventuellen Volksabstimmung über die Euro-Einführung haben, findet in Schweden schon am 14. September das Referendum statt.


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Darüber, wer von dem britischen "Später vielleicht" profitiert, gehen die Meinungen in Schweden auseinander. Wenig überraschend erscheint, dass sich die Euro-Skeptiker Rückenwind aus England erwarten. "Das wichtigste Argument der Befürworter fällt weg - dass Schweden in der EU ohne Euro isoliert sei", freut sich ein parlamentarischer Vertreter der Gegner, Jonas Sjöstadt. Auch die Schwierigkeiten der Euro-Länder mit ihrem Stabilitätspakt und ihren ökonomischen Daten kämen den Euro-Ablehnern entgegen.

Die Briten würden nicht wirklich als Europäer wahrgenommen, kontert ein Politikwissenschaftler von der Universität Göteborg. Und Johnny Munkhammer vom Unternehmerverband verweist darauf, dass die Briten den Euro-Beitritt zumindest als mittelfristiges Ziel definierten. Entscheidend sei, dass sie dabei sein wollen. So sieht dies auch der schwedische Premier Goran Persson.

Tatsächlich orten jüngste Umfragen die Euro-Freunde auf dem Vormarsch. Dennoch liegen die "Nein-Sager" weiterhin klar in Front. Die Gruppe der Unentschlossenen ist groß - mehr als 20 Prozent wissen nicht, wie sie sich im September entscheiden sollen. Viele fürchten, dass ein Beitritt zur Eurozone das schwedische Wohlfahrtssystem gefährden könnte. Persson hingegen argumentiert, gerade für den Erhalt des Systems den Euro zu brauchen.

Im dritten EU-Land ohne die Gemeinschaftswährung sprechen die Umfragen eine andere Sprache: In Dänemark würden die meisten den Euro als Landeswährung akzeptieren. Aber Premier Anders Fogh Rasmussen geht, auch angesichts der möglichen Konflikte zwischen dänischer und künftiger europäischer Verfassung, vorsichtig mit Europa-Euphorie um - er will einmal das Referendum in Schweden abwarten.

Beitrittsländer 2007?

Während sich Teile der bestehenden Union also gegen die Einheitswährung wehren, spekulieren zukünftige Mitglieder bereits damit, möglichst rasch beizutreten. Polen und Ungarn peilen 2007 an, und auch die tschechische Nationalbank wäre für diesen Termin. Ministerpräsident Vladimir Spidla ist allerdings vorsichtiger - zuerst müssten die öffentlichen Finanzen in Ordnung gebracht werden.