Zum Hauptinhalt springen

Euro-Gruppe nimmt Yuan ins Visier

Von Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Hoher Eurokurs verbreitet Unruhe. | Hoffnung auf US-Unterstützung bei G7-Treffen. | Brüssel/Luxemburg. Die Spitzen der Euro-Gruppe wollen einen neuen Anlauf nehmen, um China zu flexibleren Wechselkursen zu bewegen. Gemeinsam mit Währungskommissar Joaquin Almunia und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, werde er zu diesem Zweck noch dieses Jahr nach Peking reisen, verkündete der Luxemburger Finanzminister und Euro-Gruppen-Vorsitzender Jean-Claude Juncker.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das chinesische Außenministerium ließ am Dienstag umgehend ausrichten, dass die Volksrepublik nicht vorhabe, von ihrer bisherigen Währungspolitik abzurücken. Hintergrund des Vorstoßes gegenüber China ist die Uneinigkeit unter den 13 Ländern der Euro-Zone im Umgang mit dem hohen Eurokurs. Bereits seit Monaten lässt der französische Präsident Nicolas Sarkozy keine Gelegenheit aus, um für die politische Einflussnahme auf die EZB zu werben. Der hohe Eurokurs von zuletzt über 1,41 US-Dollar beeinträchtige die Exporte der Euro-Länder, sagte er.

Steinbrück will politisch unabhängige EZB

Für Deutschland ist die politische Unabhängigkeit der EZB dagegen eine heilige Kuh. Ein Abrücken ist für Berlin undenkbar. Darüber hinaus liebe er einen hohen Euro, bekräftigte Finanzminister Peer Steinbrück. Tatsächlich scheint die deutsche Exportwirtschaft vom hohen Eurokurs unbeeindruckt.

Auch die EU-Kommission argumentiert vehement mit den kaum wahrnehmbaren Folgen der konsequenten Wertsteigerung des Euro zwischen 2001 und 2006 auf die Exporte. Die deutsche Haltung konnte auch ein Anruf des italienischen Premiers Romano Prodi bei Kanzlerin Angela Merkel letzte Woche nichts ändern. Er mache sich langsam Sorgen wegen des hohen Eurokurses, hatte der Italiener gemeint.

Beim Überschreiten der 1,40-Dollar-Schwelle schlug dann aber sogar der Europäische Industriedachverband Businesseurope Alarm: Hier sei eine Schmerzgrenze überschritten worden, schrieb Präsident Erneste-Antoine Seillière in einem Brief an Juncker. Der räumte prompt ein, dass die Eurozone tatsächlich nicht alleine die Last der Untätigkeit anderer Länder tragen sollte.

Anstatt jedoch den US-Dollar ins Visier zu nehmen, fokussieren die Eurogruppen-Minister auf den chinesischen Yuan, den sie für besonders unterbewertet halten. Peking bindet ihn gezielt an die Entwicklung des Dollar-Kurses. Gemeinsam mit dem japanischen Yen verlieren so beide Währungen laufend gegenüber dem Euro. Dabei müssten sich die fundamentalen wirtschaftlichen Eckdaten einer Volkswirtschaft in den Wechselkursen widerspiegeln, heißt es in einer Erklärung der Finanzminister. Wo das nicht der Fall sei, müssten Anpassungen erfolgen. Offenbar zielen die Euro-Minister damit vor allem auf die boomende Exportnation China, mit der das Handelbilanzdefizit deutlich stärker steigt als mit den USA. So erhoffen sich die Euro- und G7-Länder Frankreich, Deutschland und Italien Schützenhilfe aus Washington beim anstehenden Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der größten Industrienationen ab 19. Oktober. Neben EU-Kollege Großbritannien nehmen auch die USA, Kanada und Japan teil.