EZB-Vorbereitung auf zweite Serie von Euro-Banknoten in Entscheidungsphase. | Krise ließ Bargeldbedarf sprunghaft ansteigen. | Frankfurt/Wien. Der Euro wird eingestampft: Weder Währungsturbulenzen noch die Eurokrise haben an ihm genagt, sondern der Zahn der Zeit: Nachdem sich die Währung seit acht Jahren im Bargeldumlauf befindet, läuft bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Vorbereitung für die Ausgabe der zweiten Euro-Banknoten-Serie auf Hochtouren.
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Mehr ist bei der EZB darüber nicht zu erfahren: Das Projekt läuft unter strenger Geheimhaltung. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" werden die Details (Sicherheitsmerkmale, Design, Zeitplan, Logistik) in Arbeitsgruppen des Eurosystems erarbeitet. Der EZB-Rat sollte noch im Herbst 2010 entscheiden.
Euro hat Dollar überholt
Der Austausch könnte dann ab 2013 oder 2014 anlaufen. Feststeht, dass die einzelnen Werte der Serie nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach ausgetauscht werden. Welche Banknote den Anfang macht, ist unklar. Zusätzliche Sicherheitsmerkmale sollen die neue Banknoten-Serie auf den neuesten Stand der Technik bringen.
Umlernen muss niemand: Die vom Österreicher Robert Kalina entworfenen Euro-Sujets bleiben erhalten. Zwar muss das Design an die neuen Sicherheitsfeatures angepasst werden, an den Toren und Brücken sowie am Farbcharakter soll aber nicht gerüttelt werden: Der Fünfer bleibt grau, der Hunderter grün.
Der Aufwand wird beträchtlich sein: Im Juli 2010 waren 13,7 Milliarden Stück Euro-Banknoten im Umlauf. Insgesamt beläuft sich der Euro-Bargeldverkehr auf 843 Milliarden Euro. Schon Anfang 2007 hatte die Gemeinschaftswährung den US-Dollar als wertmäßig größte Weltwährung überflügelt (siehe Grafik). Nach Stückzahlen liegt der "Greenback" wegen der großen Zahl an Ein-Dollar-Noten vorne, für die es keine Euro-Entsprechung gibt.
Das Bonmot, wonach Gelddrucken das einzig krisensichere Geschäft sei, birgt ein Korn Wahrheit. Dass Zentralbanken "die Notenpresse anwerfen", ist eine Metapher, die Medien gerne wählen. Wortwörtlich darf diese Ausweitung der Geldmenge aber nicht genommen werden: Der überwiegende Teil wird nicht physisch vorrätig gehalten. Die Krise hatte aber durchaus Auswirkungen, bestätigt Stefan Augustin, zuständiger Direktor in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), der "Wiener Zeitung": "Der Bargeldbedarf ist extrem angesprungen; nicht so sehr innereuropäisch, sondern von außerhalb des Eurosystems - vor allem Zentral- und Osteuropa." Als zentrale Euro-Drehscheibe für diesen Raum spüren das die OeNB und ihre Tochter Geldservice Austria sehr direkt: Zu Schilling-Zeiten wurden 700 Millionen Banknoten pro Jahr ausgegeben, zurückerhalten und bearbeitet. Diese Menge habe sich inzwischen auf 1,4 Milliarden Banknoten verdoppelt.
Auftragstief entronnen
Österreichs einzige Wertpapierdruckerei ist die Oesterreichische Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH (OeBS), eine 100-Prozent-Tochter der OeNB. Sie wickelt die Euro-Druckaufträge ab, die aliquot zu den Anteilen an der EZB an die einzelnen Länder vergeben werden. "Pro Jahr werden ein bis zwei Werte von der OeBS gedruckt", sagt Augustin. Sie sei in der Lage, alle Notenwerte zu drucken und dadurch ein "flexibler und angenehmer Partner für das Eurosystem".
Daneben hat die OeBS ihre Geschäftsnische gefunden: Sie konzentriert sich auf lukrative Aufträge für Währungen kleinerer Länder. Die Auflagen liegen hier bei "nur" 30 bis 40 Millionen Stück. In der Vergangenheit wurden so unter anderem Banknoten für Staaten wie Armenien, Georgien, Kroatien oder Libanon gedruckt. Dabei deckt die OeBS alle Dienstleistungen - vom Entwurf bis zum Druck - ab. Das Jahr 2009 verlief äußerst erfolgreich; die OeBS konnte laut Jahresbericht 9 Millionen Euro Ergebnisbeitrag an die Nationalbank abliefern.
Das war nicht immer so: Noch vor wenigen Jahren steckte die Notendruckerei in der Krise. Nach den Auftragsrekorden rund um den Druck der Euro-Erstausstattung 2002 war sie wie viele Konkurrenten in ein Auslastungstief gefallen. Zu viele Anbieter rissen sich um Fremdaufträge und drückten die Preise. Schwere Verluste waren ab 2002 die Folge. 2004 wurde sogar ein Minus von 20 Millionen Euro kolportiert; der Rechnungshof stellte den Fortbestand in Frage. Ein strikter Sanierungskurs mit höherer Produktivität, Personalabbau sowie Synergien mit der Münze Österreich brachten die Wende: Schon 2005 hatte die Druckerei den Turn-around geschafft.
Notendrucker in Mödling
"Die Sparte Wertpapierdruck ist krisensicher und war kaum von Einbrüchen betroffen", bestätigt Klaus Schmidt vom deutschen Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer. Die Würzburger sind mit 90 Prozent Marktanteil Weltmarktführer bei Druckmaschinen und Sicherheitstechnik für Banknoten.
An den beiden österreichischen Werk-Standorten KBA Mödling und Ternitz sind aktuell 682 Mitarbeiter beschäftigt - vor Ausbruch der Krise waren es um gut 120 mehr. Dieser Personalabbau habe aber den Wertpapierbereich nicht betroffen, sagt Schmidt: Er sei fast ausschließlich zulasten der Sparte Bogen offsetdruck gegangen, wo sich erst seit März 2010 wieder höhere Auftragseingänge zeigen.