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Die Euro-Einführung bietet für die Unternehmen eine einmalige Chance, ihre Preisstrategie neu auszurichten. Mit Währungsumstellungen seien historisch gesehen auch massive Verschiebungen von Preiskonstellationen verbunden, erläuterte Hermann Simon, Geschäftsführer des Unternehmensberaters Simon, Kucher & Partners am Mittwoch in der Pressekonferenz zum Start der "Countdown Tour" des Euromobils.
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Bei Währungsumstellungen seien Kunden in ihrer Preisbeurteilung unsicher und müssten diese neu ausrichten. So habe etwa in Deutschland eine Kundenbefragung darüber, was sie für ein per Anfang 2002 erhältliches Automodell zu zahlen bereit seien, einerseits 25.000 DM (12.782 Euro) und andererseits 15.000 Euro (29.337 DM) ergeben. Dieser Effekt falle umso stärker aus je unterschiedlicher die Zahlenbilder und -größen sind. Die Unsicherheit ist in Österreich (Faktor 14) größer als in Deutschland (Faktor 2), aber kleiner als in Italien (Faktor 2000).
Die Währungsumstellung sei daher eine Chance zur Korrektur der überwiegend zu billigen Positionierungen österreichischer Produkte, wie etwa Mineralwasser und Wein. Dies sei allerdings keine generelle Aufforderung zur Preiserhöhung. Jedes Unternehmen solle individuell sein Pricing im internationalen Wettbewerb überdenken, betonte Simon.
45% der Großunternehmen führen Bücher in Euro
Die großen österreichischen Unternehmen seien im Vergleich zu anderen Ländern bereits gut auf den Euro vorbereitet, bei den kleineren bestehe noch Handlungsbedarf, stellte Alfons Haiden, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) fest. Untersuchungen vom Dezember des Vorjahres zeigen, dass fast die Hälfte der Großunternehmen (45%) ihre Bücher bereits in Euro führen. Zum Vergleich: In Italien waren es erst 15%. Erfahrungsgemäß dauert Währungsumstellung in den Betrieben etwa vier Monate. "Zwei Drittel aller Betriebe, die noch nicht begonnen haben glauben, dass sie mit zwei Monaten auskommen", so die WKÖ. Ein Viertel aller österreichischen Betriebe habe mit der Euro-Umstellung noch nicht begonnen, wobei es sich dabei allerdings vor allem um kleinere Unternehmen handle.
Bis Ende des Jahres muss die Umstellung abgeschlossen sein, denn ab 1. Jänner 2001 kann der Schilling zwar noch als Bargeld, aber nicht mehr als Buchgeld verwendet werden. Wichtig sei eine rechtzeitige Umstellung bei Buch- und Bargeld, so Haiden. So weit weg sei die Währungsumstellung jetzt nicht mehr, rief die WKÖ in Erinnerung, der Countdown läuft - es sind nur noch 199 Tage bis zum Euro.
Zu jenen Wirtschaftszweigen, die am wenigsten vorbereitet sind, zählt hierzulande laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) der Tourismus: Etwa 34% der Hotels und Gaststätten in Österreich hätten noch keine Umstellungsaktivitäten gesetzt, so der KSV. Nicht nur die Verteilung der neuen, sondern auch der Einzug der alten Währung stellt eine große Herausforderung dar, bei der die Österreichische Nationalbank (OeNB) und die einzelnen Banken um die Unterstützung der Bevölkerung ersuchen: "Wichtig ist, dass die Gurkengläser mit Münzen, die jeder Zweite zu Hause hat, rechtzeitig zu den Banken getragen werden und nicht erst in den letzen Wochen", so Otto Peklo von der Bank Austria.