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Starker Dollar bremst Exportwirtschaft.
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Boston. Der Kursverfall des Euro und der Sieg der Antispar-Partei Syriza in Griechenland machen den Amerikanern Sorge. Im Fahrwasser der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigten Geldschwemme fiel der Euro gegenüber dem Dollar am Montag auf ein Elf-Jahres-Tief von 1,1088, erholte sich aber dann auf 1,12.
Die Euroschwäche kann den Kurs der globalen Wirtschaft verändern. Seit seiner Einführung war der Euro fast immer stärker als der Dollar, erreichte in den Spitze sogar einen Wechselkurs von 1,60. Im Mai vergangenen Jahres stand der Kurs auf 1,40 Dollar, seither ging er bergab und für die Eurozone drohte das Gespenst einer Deflation.
Amerikas Wirtschaft droht jetzt heftiger Gegenwind. Die Exporte aus den USA in den Euroraum verteuern sich mit sinkendem Euro-Wert. Amerikanische Exporteure können in Europa Marktanteile verlieren, weil ihre Waren zu teuer werden. Allerdings rechnet man in Amerika nicht damit, dass dieser Effekt kurzfristig eintreten werde. Die Exporte aus den USA nach Europa machen nur 13 Prozent der Gesamtausfuhr des Landes aus. Und ein starker Dollar bedeutet auch, dass für importiertes Öl weniger bezahlt werden muss. Ein Vorteil für die US-Wirtschaft, der Verluste im Transatlantik-Geschäft wettmachen könnte.
Umgekehrt werden europäische Einfuhren in den USA billiger. Noch ist es freilich nicht so weit. "Erstaunlich, aber die Preise für in Europa hergestellte Apparate oder Alkohol sind nicht gefallen", stellt Faith Hope Consolo fest. Die Spezialistin für Luxuswaren bei Prudential Douglas Elliman meint: "Wahrscheinlich werden wir diesen Effekt erst in einigen Monaten sehen."
Mit dem fallenden Euro könnte allerdings die europäische Deflation in die USA importiert werden, befürchten Analysten. Die Investmentbank JP Morgan Chase hat einen Bericht vorgelegt, laut dem der Warenimport in die USA im Vergleich zum Jänner des Vorjahres um 1,7 Prozent zurückgegangen ist, während der Dollar immer stärker wurde.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve prüft nun, ob sie den Basiszins von nahe Null anheben soll, um ein Überhitzen der heimischen Wirtschaft zu verhindern. Aber die Inflation in den USA liegt nur bei 1,2 Prozent, während die Fed zwei Prozent als Ziel gesetzt hat. Anleger sind deshalb verunsichert, das Wechselkursdrama um den Euro verstärkt das und lässt Chaos-Stimmung aufkommen. "Die Fed muss gegen ziemlich harte Winde ankreuzen", kommentiert Bruce Kasman, Chefökonom von JP Morgan Chase. Einige Anlage-Gurus befürchten, dass Anleger die Eurozone fliehen und ihr Kapital in US-Börsen, Immobilien, Risikokapital und anderes fließen lassen werden. Kurzfristig könnte das die amerikanische Wirtschaft beleben. US-Investoren könnten sogar verstärkt nach US-Schatzanleihen greifen und so indirekt das von der Fed eingestellte Aufkaufprogramm fortsetzen. Man fragt sich aber: Was geschieht mit dem europäischen Geld, wenn es der Eurozone wieder besser geht? "Kapital wird die Eurozone weiterhin verlassen", sagt Scott DiMaggio von Alliance Bernstein in New York. "Wir denken, der Druck auf den Euro wird bleiben. Und noch haben sie hier nicht zu kaufen begonnen."