Die Griechen und Zyprioten berufen sich auf die Antike als Wiege der Zivilisation und zetern gegen Westeuropa - unberechtigterweise.
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Die wütenden Zyprioten und Griechen machen sich Luft und behaupten: "Ihr habt den Euro, wir die Zivilisation." Sie beschwören die Antike, sehen sich als Wiege der europäischen Zivilisation. Keine Frage, weshalb diese gepriesene Zivilisation es erlaubte und sogar begünstigte, dass die Korruption sich so tief und breit festsetzen konnte, dass jahrzehntelang verantwortungslose Politik betrieben wurde. So lange Profite gescheffelt wurden, war kein Problem und kein direkter Feind auszumachen. Jetzt ist das anders. Es gilt, die Deutschen fertigzumachen zu Europas Rettung.
Die Griechen übersehen, dass, was einmal war, nichts daran ändert, was daraus geworden ist. In der Geschichte, aber auch in der Gegenwart gibt es eindrückliche Belege, wie Staaten und Völker verkommen. Pikanterweise war zudem die frühe griechische Demokratie nur eine für die Freien, die sich als Sklavenhaltergesellschaft auf die Unfreien stützte. Ein Vorbild? Wofür?
Zu gewissen Zeiten besannen sich auch andere Länder Europas auf die Antike zurück. Der Blick zurück stand oft als Ersatz für eine Politik nach vorne. Edle Geister berauschten sich am alten griechischen Geist, vermochten aber keine tauglichen Konzepte zu liefern. Ähnlich der Sehnsucht nach dem Paradies, dem reinen Urzustand, war auch die Hochschätzung der reinen ursprünglichen Sprache. Ein tiefes Missverständnis der Realitäten, auch der lebendigen Sprache, zeichnete die Träumereien aus. Der Ursprung als Heilsort, als Quelle der Neuerung. Ein Paradoxon, das, wenn es nicht literarisch oder künstlerisch bleibt, fatal wird, wie etwa die verschiedenen Ausformungen des Faschismus zeigten. Aber auch Religionen, die sich Anpassungen verweigern, mögen zwar mental für Bedürftige kurzfristig "Sinn" stiften und liefern, sind aber vollkommen unfähig, die anstehenden Probleme zu meistern. Und wenn Araber darauf verweisen, was ihre Wissenschaften in frühen Zeiten leisteten, ist dem nur beizupflichten. Aber es müsste diese Vertreter nachdenklich machen, dass heute nichts, rein gar nichts mehr davon lebt und wirkt. Religiöser Fanatismus hat ihre Gesellschaften in den Abgrund gedrängt. Das Tausendjährige Reich währte nur ein Dutzend Jahre, die glorreiche Sowjetunion 70 Jahre. Die Deutschen änderten sich und haben heute ein beispielhaftes Grundgesetz, Russland hat Wladimir Putin.
Das müssten auch die Griechen und Zyprioten bedenken, wenn sie allzu rasch und allzu leicht die Schuld bei anderen sehen. Sie manövrieren sich ins Abseits, aus dem, wenn die Politik früheren Wegen folgt, nur der Krieg einen Ausweg verspricht.
Wir haben also in Europa Zivilisierte, die aktiv zentrale Werte Europa unterminieren und die mit ihrer Wut und dem eingeengten Blick den Boden bereiten für irrationale Handlungen, die sich im Kleinen schon zeigen und anmelden.
Dabei gäbe es ohne Westeuropa kein Griechenland, kein Zypern. Vielleicht sollten diese Herren einmal Geschichte lernen, wie in Österreich einst Kanzler Bruno Kreisky empfahl. Und dann gleich auch Politik nicht nur gefühlsmäßig, sondern intellektuell, das heißt, vernünftig, ansehen, begreifen, gestalten.