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Euro zieht mit Dollar gleich

Von Veronika Gasser

Europaarchiv

Im kommenden Jahr wird die Eurozone von elf auf zwölf Mitgliedstaaten anwachsen. Griechenland darf ab 1. Jänner 2001 in der Währungsunion mitmischen. Dieses Andocken der Drachme an den Euro wird problemlos über die Bühne gehen, prognostiziert die Analystin der Erste Bank, Veronika Lammer. Für 2001 erwarten die Erste-Experten "in Euroland ein robustes Wirtschaftswachstum". In den USA hingegen sei mit einer Abkühlung der Konjunktur zu rechnen.


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Darf sich der Euroraum über diesen positiven Ausblick freuen, so werde es in den USA zwar zu keiner Rezession kommen, mit einem "Soft-landing" sei jedoch zu rechnen, prophezeit der Währungsspezialist der Ersten, Martin Singer. Ein Grund für die "Verlangsamung der Konjunktur" im dritten Quartal waren die geschrumpften Investitionen, sie konnten den Erwartungen nicht mehr entsprechen und wurden damit zur "großen Enttäuschung".

Doch gerade die schwachen Wirtschaftdaten der USA würden zu einer deutlichen Abwärtsbewegung des Dollar führen, schätzt Singer. Diese Tendenz werde "in zunehmendem Maße Kapital von den US-Wertpapierbörsen abziehen und so den Dollar unter Druck bringen."

Der Euro wird im Verhältnis zum Dollar zulegen, erwartet Lammer, bis spätestens Mitte 2001 wird er sogar gleichgezogen haben. Damit werden sich voraussichtlich die Wachstumsraten der europäischen Exporte normalisieren. Allerdings soll dieser Effekt erst im Laufe 2001 eintreten. "Am Anfang des Jahres wird ein tiefer Euro das Wachstum auf hohem Niveau halten, die Dynamik wird sich vom Außenhandel langsam auf die Inlandsnachfrage verlagern." Dieser Anstieg bei Konsumgütern und Dienstleistungen wird auch Folge des Umbaus der Steuersysteme sein: Sowohl Deutschland, Frankreich und Italien planen eine Senkung bei indirekten Steuern. Die steigende Inlandsnachfrage lässt auch auf "hohe Zuwächse bei der Beschäftigung" hoffen.

Die Renditekurve sollte sich wieder auf normalem Niveau einpendeln. Diese Erwartung begründet Lammer mit der Entspannung in der Geldpolitik, Wachstumsraten über 3% sowie einem leichten Anstieg der Kerninflation (Inflationsrate ohne Energie und Saisongüter) auf 2%. Angesichts der erwarteten gedämpften Gesamtinflation - wegen Euro-Aufschwung und sinkender Ölpreise - werde die Europäische Zentralbank die Leitzinsen einmal geringfügig anheben, im Ganzen eher einer vorsichtigen Geldpolitik Vorrang geben.