"Geschäftliche Interessen verletzt". | Gegengeschäfte 2005 für rund 300 Millionen Euro. | Vor dem Eurofighter-Bungalow auf der Internationalen Luftfahrtmesse in Berlin parken schwere Limousinen. Drinnen herrscht gediegene Atmosphäre, zum Essen serviert man Wein aus Italien, Spanien und Österreich. Der Auftritt hat einen guten Grund: Eurofighter hofft auf Exporte in acht Staaten, das Volumen könnte bis zu 50 Milliarden Euro betragen.
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Über Preise und Konditionen hüllen sich die Rüstungsmanager freilich weitgehend in Schweigen. Die Konkurrenz soll keine Hinweise bekommen, wie sie in Griechenland, der Türkei, Indien oder Japan das europäische Gemeinschaftsprojekt ausstechen könnte.
Dementsprechend verärgert reagiert Eurofighter-Chef Aloysius Rauen auf die in der Vorwoche erfolgte Veröffentlichung von Details aus dem Eurofighter-Vertrag mit Österreich. Aufklärung soll die Justiz bringen, sagte der Manager vor österreichischen Journalisten. Die Eurofighter GmbH, an der Konzerne aus Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien beteiligt sind, hat daher bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige gegen unbekannte Täter wegen Verletzung der Amtsverschwiegenheit eingebracht. "Durch jüngste Veröffentlichungen sind Geschäftsgeheimnisse an die Öffentlichkeit gelangt, die die Geschäftsinteressen der Eurofighter GmbH und ihrer Gesellschafter verletzen", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Disziplinarverfahren nicht ausgeschlossen
Auch das Verteidigungsministerium in Wien hat eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien geschickt. Sollte eine undichte Stelle im Ressort gefunden werden, will man auch disziplinarrechtlich vorgehen, hieß es auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Keine Angaben wollte Rauen zur Frage machen, was ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag für die Gegengeschäfte bedeuten könnte. Das Konsortium und seine Partner haben sich verpflichtet, mit österreichischen Firmen binnen 15 Jahren Gegengeschäfte mit einem Volumen von vier Milliarden Euro abzuwickeln.
Im Vorjahr 2005 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben Deals um rund 300 Millionen Euro tatsächlich abgewickelt. Bis Ende Mai muss diese Bilanz beim Wirtschaftsministerium angemeldet werden, dann beginnt eine 120-Tages-Frist zur Überprüfung zu laufen. Für die Jahre 2002 bis 2004 sind Gegengeschäfte um insgesamt 455 Millionen Euro anerkannt worden. Die Verträge auch für die künftigen Jahre summieren sich nach Eurofighter-Angaben auf mehr als zwei Milliarden Euro.