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Eurofighter überflügelt Konkurrenz

Von Martyna Czarnowska

Politik

Es wird der Eurofighter: Darauf einigte sich die Bundesregierung gestern im Ministerrat. Nach monatelangen Diskussionen um die Nachbeschaffung der Draken erhält damit das deutsch-britisch-italienisch-spanische Konsortium EADS den Zuschlag. Die Kosten für 24 Jets belaufen sich auf 1,791 Milliarden Euro - wobei eine Festlegung auf die Stückzahl noch nicht erfolgt ist. Über den Weg der Gegengeschäfte würde von den verlangten 200 Prozent rund ein Drittel wieder ins Budget fließen, betonten sowohl Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser.


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Mit ernster Mine verkündete Wolfgang Schüssel, was Karl-Heinz Grasser mit einem Lächeln bestätigte: Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen. Doch bei den Eurofightern handle es sich um das "zukunftsträchtigste Gerät" und die "technisch beste Lösung", erklärte der Bundeskanzler. Es sei zwar das teuerste Produkt, räumte Schüssel ein. Über den Weg der Gegengeschäfte werde aber einiges von der Kaufsumme in den Staatshaushalt zurückfließen. Von den verlangten 200 Prozent würde rund ein Drittel oder 60 Prozent budgetwirksam.

Dies führte wenig später Wirtschaftsminister Martin Bartenstein näher aus: In Summe seien vom EADS-Konsortium 5,482 Milliarden Euro für die Kompensation in Aussicht gestellt worden. Die meisten Geschäfte gelten dabei als "machbar", was aber nicht bedeute, dass sie tatsächlich abgewickelt werden, erklärte Bartenstein. Details gelte es noch auszuverhandeln. "In Sachen Gegengeschäfte geht es erst richtig los", fasste der Wirtschaftsminister zusammen.

Verteidigungsminister Herbert Scheibner konzentrierte sich auf die Draken-Nachfolger selber. Er verwies auf die Arbeitsergebnisse der 33-köpfigen militärischen Kommission. Diese habe starke technische Vorteile im Eurofighter "Typhoon" gesehen. Was den Preis anbelangt, wären zwar die schwedischen "Gripen" vorne gelegen. Durch den langen Finanzierungszeitraum sinke aber der Unterschied auf drei Prozent, meinte Scheibner.

Auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der zuletzt die Anschaffung der "F 16" bevorzugt hatte, verteidigte die Typenentscheidung. Diese trage er "voll" mit, betonte er - auch wenn sich dadurch eine große Herausforderung für die künftige Budgetgestaltung ergebe.

Der Entscheidung der Regierung war ein monatelanges Ringen der Anbieter Eurofighter, Saab-Gripen (britisch-schwedisch) und Lockheed Martin-F 16 (USA) voraus gegangen. Damit fällt die Wahl nicht nur auf ein "europäisches Projekt" sondern auch auf das größte und schwerste Flugzeug unter den drei Typen. Als einziger verfügt der "Typhoon" auch über zwei Triebwerke. Der Deltaflügler mit den Canard-Flügeln ist auch die jüngste Entwicklung.

Erwartungsgemäß erfreut reagierte die EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) in München. Die Chief Executive Officers Philippe Camus und Rainer Hertrich verwiesen gleichzeitig auf die "Signalwirkung auf andere potenzielle Auftraggeber": Österreich habe die Position des Eurofighters als "das künftige zentrale Rückgrat einer gemeinsamen europäischen Luftverteidigung gestärkt".

Als fairer Verlierer präsentierte sich der Anbieter der US-Jets "F 16". "Natürlich" zeigte sich Lockheed Martin ob der Entscheidung enttäuscht. Der "österreichischen Luftwaffe und den Österreichern und Österreicherinnen" wünscht der Konzern aber "Erfolg, wenn sie ihren neuen Abfangjäger in Einsatz nehmen". Die ersten sollen übrigens bis 2005 ausgeliefert werden.