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Eurokurs macht Exporteure nervös

Von Teresa Reiter

Politik

Unternehmer fordern EZB zum Kauf von Staatsanleihen auf.


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Frankfurt//Wien. Vielen europäischen Unternehmen, vor allem jenen, die in die USA exportieren, steht derzeit der Schweiß auf der Stirn. Denn durch den starken Euro müssen für ihre Produkte in den Vereinigten Staaten momentan viele Dollarnoten hingeblättert werden. Laut dem globalen Finanzberatungsunternehmen Ernst & Young (EY) sorgt dies im transatlantischen Vergleich bereits für eine deutlich schlechtere Umsatz- und Gewinnentwicklung der größten europäischen Konzerne. Einer EY-Analyse zufolge mussten die 300 umsatzstärksten börsennotierten Firmen in Europa im vergangenen Jahr ein Gewinnminus von drei Prozent auf 643 Milliarden Euro hinnehmen. In den Vereinigten Staaten hätten die Top 300 dagegen einen fünfprozentigen Anstieg der Erträge auf 831 Milliarden Euro verbucht.

EZB im Würgegriff

Nachdem das massive geldpolitische Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank (EZB) bisher nur wenig zur Abwertung des Euros beigetragen hat, fordern nun europäische Spitzenmanager, wie etwa Fabrice Brégier, Chef der Passagierjet-Sparte bei Airbus, die Zentralbank auf, Staatsanleihen zu kaufen und so den Wechselkurs zu drücken. Durch das sogenannte Quantitive Easing soll auch die Inflation in Europa, die gegenwärtig bei 0,5 Prozent liegt, hinaufgetrieben werden.

Viele Ökonomen bezweifeln allerdings, dass eine solche Maßnahme in Europa ebenso erfolgreich wäre wie in den USA, weil sich das europäische Finanzmodell strukturell vom amerikanischen unterscheide. Selbst wenn die EZB sich dazu entscheiden sollte, Staatsanleihen zu kaufen, stehe damit noch nicht fest, dass das zu einem niedrigeren Wechselkurs führt, sagt Carsten Brzeski. Der Chef-Volkswirt der deutschen Tochter der niederländischen Großbank ING, sieht in einer Abwertung des Euros vor allem für bestimmte Länder, wie etwa Frankreich und Spanien volkswirtschaftliche Vorteile. In Frankreich kommen Rufe nach einer schwächeren Gemeinschaftswährung auch aus der Politik - bereits Anfang des Jahres war dort die Klage zu hören, der starke Euro mache "alle Wettbewerbsanstrengungen zunichte".

Brzeski zufolge kann eine solche Abwertung aber nicht durch ein Eingreifen der EZB erreicht werden. "Die EZB allein kann den Wechselkurs auch mit dem Kauf von Staatsanleihen nicht bewusst steuern. Sie befindet sich in einem Würgegriff. Alle Maßnahmen, die sie setzen kann, signalisieren den Märkten, dass sie weiterhin konjunkturstärkend agieren wird und lockt mehr ausländisches Kapital an", so Brzeski. Dies führe tendenziell aber eher zu einer Aufwertung des Euros. Europa müsse nun darauf warten, dass die amerikanische Zentralbank ihre Zinsen erhöht. Damit, sagt Brzeski, würde auch eine automatische Abwertung des Euro einhergehen.

Erfolgsrezept Innovation

In der Debatte um den Wechselkurs befindet sich Österreich ebenso wie Deutschland, das mit dem hohen Eurokurs gerade noch leben kann, in einer besseren Position als zum Beispiel Frankreich. Man könne sich der Abwertungsforderung nicht anschließen, erklärt Christian Helmenstein, Chefökonom der Österreichischen Industriellenvereinigung. "Der Euro ist für die österreichische Exportposition gegenwärtig sehr adäquat bewertet. Aus meiner Sicht befinden wir uns weder in einer Situation, in der wir einen überbewerteten Euro haben, noch halte ich es langfristig für wünschenswert, dass wir einen Weg der Abwertung gehen", sagt Helmenstein. Dass Frankreich eine Abwertung fordert, liege daran, dass die Franzosen im internationalen Wettbewerb generell schwächer seien. "Eine Aufwertung der Währung führt zu einer Notwendigkeit, ständig zu innovieren und in die eigene Produktqualität zu investieren. Das ist langfristig das beste Rezept um international mithalten zu können", sagt Helmenstein. Jedes Abweichen von diesem Kurs könne langfristig nur abträglich für die österreichische Wettbewerbsfähigkeit sein.

Dass es in dieser Diskussion keine ultimative Wahrheit für alle gebe, liege daran, dass die Staaten der Eurozone sehr unterschiedliche und oft gegensätzliche Bedürfnisse haben. Während etwa eine einprozentige Abwertung des Euro Spanien zu einer mehr als einprozentigen Exportsteigerung verhelfen könne, würde eine solche Abwertung in Deutschland und Österreich nur zu einer sehr unproportionalen Steigerung der Exportmenge führen, so Helmenstein. Denn bei österreichischen und deutschen Produkten ist zumeist nicht der Preis, sondern die Qualität das ausschlaggebende Argument.