)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Entdeckung des Penicillins hat der schamhaft so genannten Lustseuche, welche jahrhundertelang die Menschheit peinigte, endlich den Garaus gemacht. Zur Zeit eben dieser Entdeckung erwuchs in Deutschland eine unverschämte Geistes- und Gemütskrankheit, die sich in rasender Eile epidemisch ausbreitete und erst, als alles in Scherben fiel, scheinbar besiegt war: der Nationalsozialismus. Aber leider nur scheinbar. Gegen die Nazi-Bakterien, die äußerst resistent und anpassungsfähig sind, gibt es immer noch kein absolut wirksames Mittel. Die Alten sind, was sie früher schon waren, nämlich zäh wie Leder, während die Jungen flinker als Windhunde ihre Heilsbotschaft vom "Europa der weißen Rasse" mit Lichtgeschwindigkeit durchs Internet schießen.
Das Endziel der Neo-Nazis ist nicht mehr die nationale Revolution, sondern die Überwindung des demokratischen Systems auf internationaler Ebene. Europaweit arbeiten gut organisierte Kader auf den Tag X hin: die Machtübernahme in
Europa. Die Gruppenleiter sprechen unverhohlen von "Überfremdung", "völkischer Neuordnung" und "national befreiten Zonen", mit Hilfe einer "Wortergreifungsstrategie" wollen sie vorerst einmal das Nazi-Vokabular wieder beleben und in den Sprachgebrauch der Jugend einschleusen.
All dies war in einem von Victor Grandits gestalteten Dokumentarfilm auf 3sat am Montagabend zu sehen und zu hören. Einer der ideologischen Führer der altneuen Rassenbewegung stammt aus der Steiermark; er heißt Herbert Schweiger und seine Ehre immer noch Treue, war er doch in seiner Jugend bei der SS-Leibstandarte Adolf Hitler.