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Natürlich, man kann es auch so sehen: Europa und Südamerika sind halt nicht der Nabel der Fußballwelt, für Teams aus anderen Regionen der Welt daher Weltmeisterschaften alle zwei statt wie bisher alle vier Jahre ein attraktives Szenario, die diesbezüglichen Argumente von Fifa-Präsident Gianni Infantino also auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Am Montagabend warb der Chef des Weltfußballs noch einmal für seinen (aus Saudi-Arabien befeuerten) Plan. "Es ist machbar, es können alle profitieren", sagte Infantino und schickte gleich das Totschlagargument nach: Im ersten Vierjahreszyklus könnten die Einnahmen auf ein Plus von 4,4 Milliarden Dollar geschraubt werden, die großteils an die nationalen Verbände fließen würden. Dem gegenüber steht freilich eine Studie des Europaverbandes Uefa, der für den gleichen Zeitraum Einbußen von bis zu drei Milliarden Euro befürchtet.
Auch wenn Infantino behauptet, auf Dialog zu setzen und die globale Entwicklung des Sports im Auge zu haben, sind die Fronten verhärtet. Studien und Gegenstudien werden erstellt, Juristen anstatt (unbefangener) Fußballer sind am Wort. Und das ist freilich das genaue Gegenteil dessen, was Infantino verspricht. Um Fußball geht es längst nicht mehr, um Entwicklung auch nicht, wenn der neue Plan vorsieht, dass Menschenrechte bei der Vergabe von Turnieren künftig noch weniger eine Rolle spielen, als dies eh schon jetzt der Fall ist.
Viel wichtiger, als noch mehr und noch größere Turniere zu veranstalten, wäre es im ersten Schritt, die Basis zu verbreitern - erst dann könnte der zweite erfolgen. Bis dahin wäre es vielleicht doch sinnvoll, auf diejenigen zu hören, die irgendwann einmal der Nabel der Fußballwelt waren. Möglicherweise hatte das Gründe.