Österreich: Doppelt so hohes Wachstum wie Eurozone. | Deutschlands Wirtschaft stagniert im vierten Quartal. | Frankreichs | Wirtschaft ebenfalls nur schwach. | Wien. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist in den letzten drei Monaten des Vorjahres schwächer ausgefallen als erwartet. Während es im dritten Quartal noch bei robusten 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal lag, war es im vierten Quartal mit 0,3 Prozent nur mehr halb so hoch. Die Wachstumsraten für das vierte Quartal sind allerdings eine Hochrechnung, die später noch revidiert werden könnte. Noch liegen nämlich nicht für alle Länder Europas Zahlen für das 4. Quartal vor (siehe nebenstehende Tabelle).
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Der Hauptgrund für das enttäuschende Wachstum der Eurozone gegen Jahresende liegt in den beiden größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich. Deutschland verbuchte im 4. Quartal überhaupt kein Wirtschaftswachstum, nachdem das 3. Quartal noch relativ kräftig ausgefallen war. In Frankreich lag das Wachstum nur bei mageren 0,2 Prozent ebenfalls ein deutlicher Einbruch gegenüber dem 3. Quartal.
Für Deutschland gehen die meisten Ökonomen derzeit davon aus, dass die Stagnation im 4. Quartal kein Vorbote eines nachhaltigen Konjunktureinbruches ist, sondern lediglich eine kurze Atempause. Neben einer schwachen Auftragslage für die Unternehmen und wenig Investitionstätigkeit waren vor allem die zurückhaltenden Verbraucher in Deutschland verantwortlich für das Nullwachstum. Die deutsche Wirtschaftsleistung hängt zu etwa 60 Prozent von der Nachfrage der Endverbraucher ab. Nach den vorläufigen Daten ergibt sich für Deutschland im Gesamtjahr 2005 ein Wirtschaftswachstum von mageren 1,1 Prozent.
Wo ist die Nachfrage?
Ähnlich ist die Lage in Frankreich. Auch hier ist die Nachfrage schwach. Allerdings drückt eine französische Besonderheit im 4. Quartal auf das Wirtschaftswachstum: die negative Energiebilanz. Frankreich muss fast seinen gesamten Kohle-, Öl-, und Gasbedarf importieren. Im Gegenzug setzt das Land schon seit den 50er-Jahren auf Atomkraft. Die hohen Energiepreise verschlechtern Frankreichs Handelsbilanz derzeit besonders.
Spanien, Niederlande
Sehr kräftig ist die Nachfrage hingegen derzeit in Spanien und den Niederlanden. Das äußert sich auch in den starken Wachstumsraten im 4. Quartal. Spanien profitiert besonders vom derzeitigen Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank von 2,25 Prozent. Während dieser für schwächere Wirtschaften wie etwa die deutsche nach wie vor bremsend wirkt, heizt er die boomende spanische Konjunktur noch zusätzlich an. Seit 2002 sind die realen Zinsen in Spanien wegen der hohen Inflationsrate von derzeit fast 4 Prozent de facto negativ. Das begünstigt kreditfinanzierte Investitionen und treibt die Immobilienpreise in die Höhe.
Österreich legt zu
In Österreich liegt das Wachstum im 4. Quartal bei 0,7 Prozent. Im Gesamtjahr 2005 ist die Wirtschaft nach den vorläufigen Daten somit im Durchschnitt um rund 1,9 Prozent gewachsen etwas besser als Anfang 2005 erwartet. Wachstumsstütze bleibt der Export, während die Inlandsnachfrage nach wie vor schwächelt. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) spricht demnach auch derzeit nur von einer "verstärkten Konjunkturbelebung", derzeit sei die Entwicklung aber noch schwächer als in vergangenen Aufschwungphasen.