Nur China liegt bei den Wachstumsraten im Autohandel vor der EU.
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Wien. Betrachtet man den Autohandel als Konjunkturindikator, so stehen die Zeichen für Europa nicht schlecht. Vor allem im internationalen Vergleich schnitt die Branche am alten Kontinent gut ab. 2016 wurden 15,1 Millionen Fahrzeuge verkauft, ein Plus von 6,5 Prozent. Besser schnitt nur China ab, wo 23,7 Millionen Fahrzeuge verkauft wurden, ein Wachstum von 17,8 Prozent. In den USA stagnierten die Absätze und in Japan gab es ein Minus von 1,6 Prozent. Wie nahe Aufstieg und Fall beinander liegen, zeigt die Entwicklung in den BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die Aufbruchsstimmung ist dort auch in der Autobranche vorüber, 2016 gab es einen Rückgang von 19,8 Prozent, nur noch 1,99 Millionen Fahrzeuge wurden verkauft.
Unterschiedliche Vorlieben
"In China wächst die Mittelschicht, der Markt hat kontinuierlich zweistellige Wachstumsraten", sagt Gregor Strassl, Vorstandssprecher des österreichischen Autoimporteurs und -händlers Denzel. Die USA dagegen seien ein gesättigter Markt mit einer alternden Gesellschaft. "Da hält sich das Wachstum in Grenzen", sagt Strassl. In den BRICS-Staaten habe sich gezeigt, dass der Aufschwung nicht nachhaltig gewesen sei. In Europa herrsche dagegen wieder Zuversicht. In Österreich, wo der Markt seit 2011 um jährlich bis zu fünf Prozent zurück ging, gab es 2016 bei den Neuzulassungen erstmals wieder ein Plus, das mit 6,8 Prozent im EU-Durchschnitt lag. Laut Strassl sind die niedrigen Zinsen, neue Modelle und die Steuerreform die Hauptgründe dafür.
Die Vorlieben in den einzelnen Regionen der Welt sind sehr unterschiedlich. "In China werden noch sehr viele Limousinen verkauft, in den USA sind es schwere SUVs", sagt Strassl. In Europa und in Österreich sei die Nachfrage nach SUVs ebenfalls sehr groß, allerdings nicht nach den großen Geländewagen, sondern nach den kleineren Modellen. Die höhere Sitzposition und der niedrige Spritverbrauch würden viele ältere Menschen zum Kauf eines solchen veranlassen.
Denzel selber legte 2016 ein Rekordjahr hin, der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 743 Millionen Euro, der Gewinn um 20 Prozent auf 17,4 Millionen Euro.
Händler in Sandwich-Position
Trotz des Aufschwungs gibt es noch genug Stellen, an denen dem Autohandel der Schuh drückt. Die Dieselproblematik und angedachte Fahrverbote in Städten führen zu Verunsicherung, heißt aus der Sparte Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Händler befänden sich in einer Sandwich-Position. "Einerseits werden die Abgaben an den Staat und die Auflagen immer höher, andererseits steigt auch der Druck durch die Hersteller", so ein Vertreter des Fahrzeughandels. Die Margen liegen bei nur noch ein bis zwei Prozent des Umsatzes. Viele Hersteller verlangen für Schulungen oder Werbematerial, wie Prospekte, Geld. Früher war das noch gratis. Nicht nur kleinere, auch für größere Händler sei die betriebswirtschaftliche Situation schwierig.