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Europa - Paradies oder Monster?

Von Ina Weber

Europaarchiv

"WZ"-Reportage: Schülerparlament im Nationalrat. | EU-Abgeordnete stellen sich Fragen. | Diskussion über die Zukunft der EU. | Wien. Über 150 Schüler nehmen am Montag im Plenarsaal des Parlaments auf den Sesseln der Nationalratsabgeordneten Platz. Eine Schülerin, die auf dem Platz von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer sitzt, sieht sich neugierig um. Ein anderer Schüler murmelt wiederholt Sätze vor sich hin. Er ist von seiner Klasse ausgewählt worden, den Vertretern des Europäischen Parlaments (EP) eine Frage zu stellen. Insgesamt sind an diesem Tag fünf Schulklassen aus Wien und Umgebung vertreten, darunter das Theresianum, die Höhere Bildungs- und Lehranstalt (HBLA) Straßergasse Wien 19 und das Bundesgymnasium (BG) Klosterneuburg.


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Was wird die EU unternehmen, um die Arbeitslosigkeit zu senken, stellt der erste Schüler seine Frage in Richtung Regierungsbank, wo die Spitzen der Fraktionen des EP Platz genommen haben. Wir müssten mehr in Forschung und Bildung investieren, sind sich die Vorsitzenden der beiden größten Fraktionen des EP Hans-Gert Pöttering von der Fraktion der europäischen Volkspartei (EVP-DE) und Martin Schulz von der sozialdemokratischen Fraktion (SPE) einig. Die EU könne manches, aber das meiste müssten die Mitgliedsstaaten selbst tun.

Die Einflussnahme der EU auf eine menschenwürdige Entwicklung, interessiert einen Schüler. Für Schulz ist diese Frage ein zweischneidiges Schwert: "Mache ich einen Vertrag mit einem Land, welches von einer Diktatur regiert wird? Einerseits würde ich Arbeitsplätze schaffen, andererseits einen Menschenschinder stark machen."

Ob die Erweiterung der EU geografisch, religiös oder historisch motiviert sei, fragt eine Schülerin. Und ob es sein könne, dass man zehn Jahre mit der Türkei verhandelt, um am Ende mit einem Nein zum Beitritt abzustimmen. "Natürlich kann das sein. Das ist Demokratie", so Pöttering. Europa habe mit Werten zu tun. Die Ukraine gehöre dazu, Kasachstan aber nicht. Die EU dürfe nicht Spielball der Extreme werden, geben die Abgeordneten den Schülern auf den Weg mit. Für die einen sei es das Paradies, für die anderen ein Monster. Damit mache man den Europäischen Gedanken vom größten Friedensprojekt kaputt.

Die Schüler sehen sich nach den eineinhalb Stunden in ihrer EU-Euphorie bestärkt. "Ich bin überzeugt, dass die EU als Friedensprojekt auf dem richtigen Weg ist", so eine Schülerin. "Wir brauchen einheitliche Bildungsstandards und es sollte alles noch viel multikultureller werden."