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Europäische Börsen im Umbruch

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Der europäische Aktienmarkt muß vereinheitlicht werden, um an Effizienz gewinnen zu können, ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse AG, Werner G. Seifert, überzeugt. Derzeit führe die | starke Zersplitterung in Europa zu einer deutlichen Überlegenheit des amerikanischen Kapitalmarktes.


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Die hochentwickelte Aktienkultur in den USA · über 40% der Haushalte besitzen Aktien · habe zu einer Steigerung des Wohlstandsniveaus geführt, die Amerikaner hätten in den letzten 20

Jahren mehr Finanzvermögen gebildet als die Deutschen, und das bei einen äußerst niedrigen Sparquote, sagte Seifert am Freitag bei einem Presseseminar in Rottach-Egern am Tegernsee.

Europa habe noch viel zu lernen. Noch werde der Einsatz modernster Technologien verhindert, weil die zu verarbeitenden Stückzahlen an den Börsen zu klein seien. Dazu kommen unterschiedliche

und aktionärsfeindliche Rechnungslegungsvorschriften sowie wenig marktwirtschaftliche Steuer- und Altersvorsorgesysteme. Die von deutschen Politikern andiskutierte Kursgewinnsteuer lehnt Seifert

entschieden ab. Das Aktienbewußtsein sei in Deutschland noch ein sehr zartes Pflänzchen, das sich erst entwickeln müsse. Eine Kursgewinnsteuer würde wieder alles "plattwalzen". Die Politiker sollten

darüber nachdenken, was sie damit ausrichten würden.

Es gelte nun, die vielen verschiedenen Börsen-und Abwicklungsorganisationen in Europa zu vereinheitlichen, um vor allem die Transaktionskosten zu senken. Eine Restrukturierung der

europäischen Börsenplätze könnte eine Produktivitätsreserve von über 10 Mrd. Euro freisetzen, so Seifert.

Die bisherigen Bemühungen zu einer Einigung des europäischen Kapitalmarktes seien erfolglos gewesen. Die Börsenallianz Frankfurt-London hingegen soll eine neue Ära einleiten. Die Deutsche Börse wolle

letztendlich die führende Börsenorganisation werden, ob nur in Europa, ließ Seifert dahingestellt. Alleiniger Partner werde die London Stock Exchange sein, denn "zu viele Köche verderben den Brei".

Weitere Organisationen seien aber eingeladen, sich zu beteiligen, wenn die Allianz greifbare Formen angenommen habe. (05.09.1998)