18.000 Deutsche an Österreichs Unis. | 6000 Österreicher studieren in Deutschland. | Studiengebühren in sechs von 16 deutschen Ländern. | Wien. Geld folgt der Leistung. Das ist ein Ansatz, der in Österreich im Gesundheitsbereich seit Jahren diskutiert wird, allerdings noch nicht zur Anwendung kommt. Ähnliches ist nun auch im Zuge der Studentenproteste für den Universitätsbereich vernehmbar. So haben die Grünen angeregt, mit Deutschland Ausgleichszahlungen zu verhandeln. Wissenschaftsminister Johannes Hahn lehnt das aber ab. Einerseits, so argumentiert der Minister, gingen auch viele Österreicher zum Studieren ins Ausland, andererseits sei ein Sudentenaustausch durchaus erwünscht.
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Rund 18.000 Studierende aus Deutschland - von insgesamt 270.000 Studenten - sind derzeit an österreichischen Universitäten inskribiert. Die durchschnittlichen Kosten pro Student und Jahr betragen rund 12.000 Euro. Vereinfacht gerechnet zahlt Österreich für die Ausbildung deutscher Studierender 216 Millionen Euro pro Jahr. Umgekehrt studieren in Deutschland 6000 Österreicher von insgesamt 250.000 ausländischen Studierenden. Allerdings gibt es in fünf der 16 deutschen Bundesländer Studiengebühren zwischen 500 und 600 Euro pro Semester.
Die skandinavischen Staaten, unter denen ebenfalls ein reger Studentenaustausch herrscht, haben für dieses Problem schon vor mehr als zehn Jahren eine Lösung geschaffen. Innerhalb ihres bestehenden Nordischen Rates kommt es zwischen Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden zu Ausgleichszahlungen. Seit 1996 wird dieses Abkommen alle drei Jahre verlängert, woraus die Sonderberaterin für Höhere Bildung im Nordischen Ministerrat, Ingveig Astad, schließt, dass sich dieses System gut bewährt hat. Allerdings zahlen weder Island noch die autonomen Inselterritorien (Grönland, Färöer, Aland-Inseln).
Dänemark benachteiligt
Als nicht ganz ausreichend hat sich dieses Ausgleichssystem allerdings für Dänemark erwiesen. Dort studieren nämlich besonders viele Schweden Medizin, Veterinärmedizin und Architektur. Dieses Dilemma wurde vorerst so gelöst, dass Schweden Turnusplätze für die Absolventen dänischer Medizin-Universitäten anbietet.
Dennoch versucht Dänemark dieses Thema auf die europäische Ebene zu verlagern. Auch SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl plädiert für eine europäische Lösung. Einerseits wünscht sich Kuntzl Gespräche mit Deutschland, andererseits aber eine Befassung des EU-Bildungsministerrats.
Nicht abgeneigt sind auch einige österreichische Rektoren einem Zahlungsausgleich. "Kann man dem österreichischen Steuerzahler zumuten, dass er universitäre Infrastruktur zur Verfügung stellt für weite Teile Mitteleuropas, die jetzt unser Land überfluten, weil wir gratis Studienplätze zur Verfügung stellen?", fragte etwa der Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle, im ORF. Auch Rektorenchef Christoph Badelt ist dem nicht abgeneigt, glaubt aber nicht an eine politische Durchsetzbarkeit.
16 Gesprächspartner
Ganz so einfach wäre aber eine Diskussion mit Deutschland nicht zu führen, denn dort ist die Finanzierung der Universitäten seit zwei Jahren alleinige Angelegenheit der Länder, wie der Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), Yorck Hener, gegenüber der "Wiener Zeitung" erklärte. Eine Diskussion mit 16 Ländern, in denen ganz unterschiedliche Finanzierungssysteme herrschen, ist äußerst schwierig.
So schlage das CHE vor, eine "Geld folgt den Studenten"-Finanzierung in Deutschland einzuführen. Denn zum Beispiel studieren in Bayern sehr viele junge Menschen aus anderen deutschen Bundesländern, weil Bayern weniger Studienberechtigte ausbilde. Viele Studenten - vor allem aus Niedersachsen, wo ein besonders großer Studienplatzmangel herrsche - würden daher ihre Landesgrenzen verlassen. Diese Finanzierung durch Ausgleichszahlungen müsste über den Finanzierungsausgleich der Länder erfolgen. "Dazu verspüren diese aber wenig Lust, da der Finanzierungsausgleich auch so schon sehr komplex ist", sagte Hener.
Für Österreich scheint dieser Weg daher eher aussichtslos. "Wenn Ausgleichszahlungen schon innerhalb eines Staates nicht möglich sind, wäre das für Österreich im Alleingang nicht machbar. Einzige Lösung dieses Problems wäre daher die Regelung auf europäischer Ebene", rät Hener.