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Europäische Versicherungen auf dem Weg zum neuen Aufsichtssystem

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Solvency II bringt der Branche einen Paradigmenwechsel. | Einige Punkte noch offen. | Berlin. Versicherungen brauchen viel eigenes Kapital, denn sie müssen Schäden abdecken können, falls die Einzahlungen ihrer Kunden nicht ausreichen. Dieser Risikopuffer lässt sich laut derzeitigem Recht einfach berechnen - nach Aussage eines Münchner Rück-Vorstandes "buchstäblich auf einem Bierdeckel". Mit Solvency II, den neuen geplanten Eigenmittelvorschriften für Versicherer in der EU, wird sich das grundlegend ändern.


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Bewertung aller

relevanter Risiken

Die Europäische Kommission hat diesbezüglich im Juli 2007 eine Rahmenrichtlinie erlassen. Das von den Aufsichtsbehörden verlangte Sicherheitskapital wird demnach künftig nicht mehr grob als Prozentsatz der jährlichen Prämieneinahmen dargestellt, sondern mit Hilfe von EU-weit harmonisierten mathematischen Modellen ermittelt. Dabei werden tausende Szenarien durchgespielt und alle relevanten Risiken, die das Versicherungsunternehmen eingeht, bewertet. Damit verbunden sind auch größere Informationsbzw. Offenlegungspflichten für die Unternehmen. Die Sicherheit für die Versicherungskunden werde sich dadurch erhöhen, hieß es bei einem Medienworkshop der Versicherungsverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein ("D.A.CH.L.") in Berlin. Die Frage, ob die Prämien sinken oder fallen werden, blieb jedoch unbeantwortet.

Ob große internationale Konzerne weniger Sicherheitskapital benötigen, weil ihre Risiken regional breiter gestreut sind, wird noch diskutiert, ebenso die geplante Gruppenaufsicht für international tätige Versicherungsgesellschaften. Diese würden laut Solvency II nur mehr durch die Aufsichtsbehörden ihres Heimatlandes geprüft.

In der Branche, wo Solvency II als Quantensprung und Paradigmenwechsel gefeiert wird, geht man davon aus, dass das neue Regelwerk ab dem Jahr 2010 in nationales Recht gegossen wird. Doch die Risikokultur in den Versicherungsgesellschaften hat sich bereits geändert. So haben viele führende europäische Assekuranzen die Funktion des Chief Risk Officer (CRO) geschaffen.

In der Schweiz wurde 2006 der Swiss Solvency Test (SST) eingeführt, der auf die Grundsätze von Solvency II abgestimmt ist.