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Europäischer Atommüll nach Sibirien

Von Birgit Holzer

Politik

Paris und Berlin schicken Uranreste nach Russland. | Paris/Berlin. Rund 13 Prozent des französischen Atommülls werden ins 8000 Kilometer entfernte Sibirien verschifft und dort in Stahlfässern "auf großen Parkplätzen" unter freiem Himmel gelagert. Seit Mitte der 90er Jahre schicken Frankreichs staatlicher Atomkraftbetreiber EDF und der Nuklear-Konzern Areva jährlich rund 108 Tonnen abgereichertes Uran aus den 58 Reaktoranlagen des Landes nach Russland - und zwar heimlich.


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Dieser Vorwurf, öffentlich gemacht durch einen Bericht der Tageszeitung "Libération" und eine Dokumentation, die der deutsch-französische Fernsehsender Arte ausstrahlte, hat in Frankreich eine Debatte über Atommüll angestoßen. Das ist neu: Kernenergie, durch die der französische Strombedarf zu 80 Prozent gedeckt wird, war bisher weitgehend unumstritten. Jetzt aber rumort es. Umwelt-Staatsministerin Chantal Joanno hat eine interne Untersuchung bei EDF angekündigt. Die französische Atomtechnologie müsse "absolut transparent" sein.

In einer achtmonatigen Recherche haben die Journalisten den Transport von abgereichertem Uran von der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague in die russische 30.000-Einwohner-Stadt Sewersk verfolgt. Dort werde es nur zu 10 Prozent wieder recycelt und zurückgeführt. "Es ist wie bei einer ausgepressten Orange: Beim zweiten Mal Pressen kommt kaum mehr Saft heraus", erklärt Greenpeace-Aktivist Vladimir Tchouprov. In der Theorie seien die übrigen 90 Prozent verwertbar - doch in der Praxis Endabfall, der fortan dem russischen Aufbereitungsunternehmen Tenex gehört.

EDF hat den Urantransport nach Sibirien bestätigt, verwehrt sich aber gegen die Bezeichnung Abfall - zudem sei das Uran kaum noch radioaktiv und werde nicht ungeschützt gelagert. Wie Areva steht der Konzern nun wegen fehlender Transparenz in der Kritik. Das Umweltministerium weist darauf hin, dass abgereichertes Uran ab 2040 in Atomreaktoren der kommenden Generation als Brennstoff eingesetzt werden könne. "Wiedersehen also im Jahr 2040", notiert "Libération".

In Deutschland hat das Atomunternehmen Urenco Berichte bestätigt, wonach seit 1996 insgesamt 27.000 Tonnen radioaktive Abfälle aus der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau nach Sibirien transportiert worden sind, zehn Prozent kamen zurück. Der Vertrag mit der russischen Tenex laufe aber in diesem Jahr aus. Nun liefere Urenco das abgereicherte Uranhexafluorid nach Frankreich.