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Europäischer Bildungsraum - wir bauen für Sie

Von Mariya Gabriel

Gastkommentare

Der Wechsel zwischen Bildungssystemen verschiedener Länder muss einfacher werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wir sind fleißig am Bauen. Wir bauen Bildungsangebote auf, die auf die Bedürfnisse und Interessen der Lernenden zugeschnitten sind, gute Ergebnisse bringen und niemanden zurücklassen. Bildungsangebote, die geeignete Berufswege eröffnen und die richtigen Kompetenzen vermitteln, um einen Beitrag zu Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Bildungsangebote, die Menschen dazu motivieren, ihr Leben lang zu lernen.

Eine solide allgemeine und berufliche Bildung ist nicht nur ein persönliches Anliegen, sondern auch ein gesellschaftliches, nationales und europäisches. Wenn die Europäische Union Wohlstand für alle bringen und als robuste, innovative und nachhaltige Volkswirtschaft ganz vorne mitspielen soll, müssen wir Hürden für gute Bildung abbauen und den Zugang verbessern. Und der Wechsel zwischen Bildungssystemen verschiedener Länder muss einfacher werden, damit Menschen überall in Europa lernen, sich weiterbilden und Arbeit finden können.

Diese gemeinsame Vision war in den vergangenen Jahren die Richtschnur für unsere Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten. Wir bauen den europäischen Bildungsraum gemeinsam auf: mit der Bildungsgemeinschaft, den Sozialpartnern, der Zivilgesellschaft und vielen anderen. Noch ist er eine Baustelle, mit Übergabetermin 2025. Zur Halbzeit 2023 können wir Zwischenbilanz ziehen, Fortschritte prüfen und darüber reden, wie wir gemeinsam weiterkommen wollen.

Das Fundament für den Bildungsraum wird nach gemeinsamen Leitlinien für politische Reformen in den Aus- und Weiterbildungssystemen der EU-Mitgliedstaaten gebaut. Diese Leitlinien betreffen verschiedenste Themen, etwa wie Lernergebnisse in Schulen verbessert, inklusive Lernumgebungen geschaffen und robuste Schulsysteme auf Basis der Lehren aus der Corona-Pandemie aufgebaut werden können; auch die stärkere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der mögliche Beitrag von Lernen und Lehren zur nachhaltigen Entwicklung werden behandelt.

Daraus sind schon mehrere konkrete Initiativen hervorgegangen, die für Lernende und Lehrende etwas bewirken: Europäische Hochschulen, die die Hochschulbildung in der EU auf ein neues Level bringen, Lehrkräfteakademien, die neue Modelle der grenzüberschreitenden Lehrerausbildung testen, Zentren der beruflichen Exzellenz, die Reformen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung vorantreiben, und die Koalition "Bildung für den Klimaschutz", eine wachsende Bildungsgemeinschaft für grüne Kompetenzen.

EU-Mittel für Großprojekt

In dieses Großprojekt fließen neben den Geldern der EU-Mitgliedstaaten für politische Reformen auch massiv EU-Mittel hinein: aus dem Programm Erasmus+, aus der Aufbau- und Resilienzfazilität als Kerninstrument des "NextGenerationEU"-Programms und aus den Kohäsionsfonds. Die Gesamtausgaben der EU für Bildung und Kompetenzen dürften sich zwischen 2021 und 2027 im Vergleich zu 2014 bis 2020 verdreifachen. Das ist eine echte Leistung. Mit dem neuen Lernlabor für Investitionen in eine hochwertige allgemeine und berufliche Bildung bieten wir den Mitgliedstaaten eine zusätzliche Unterstützung an, damit sie zweckmäßige, effiziente und faktenbasierte Entscheidungen über die Finanzierung von Bildung treffen können und jeder Euro dort investiert wird, wo er am meisten bringt.

Wie es sich für eine gut geführte Baustelle gehört, sind und bleiben wir in der Verantwortung. Wir haben uns klare EU-Ziele gesetzt, über die wir jährlich im Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung berichten. Er ist online abrufbar und beschreibt auch, wie zum Beispiel Österreich zu diesem gemeinsamen Projekt beiträgt.

Natürlich liegt noch viel Arbeit vor uns: Wir müssen für die wirksame Umsetzung politischer Reformen, gut investierte Mittel und eine solide Überwachung der Fortschritte sorgen. Wir müssen uns auch systematisch für mehr Fairness und Qualität in der Aus- und Weiterbildung einsetzen und gegen den wachsenden Lehrkräftemangel vorgehen. Wir müssen die digitale Aus- und Weiterbildung zweckmäßig und inklusiv gestalten, um digitale Kompetenzen für die Arbeit und das Leben zu vermitteln. Und wir müssen mehr Mädchen und Frauen in die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und dabei vor allem in die Informations- und Kommunikationstechnik bringen. Denn wenn die EU das Potenzial von Technologien voll ausschöpfen will, brauchen wir alle Mann und Frau an Deck.

Bei alldem dürfen wir die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht aus den Augen verlieren; beides hat die Bildungssysteme der EU auf die Probe gestellt und die Mitgliedstaaten gezwungen, gemeinsam schnelle Lösungen zu finden.

Der europäische Bildungsraum ist tatsächlich eine Großbaustelle. Das Gute daran ist, dass wir keinen Abriss vor uns haben. Ganz im Gegenteil: Der europäische Bildungsraum hilft allen Bildungssystemen der EU-Mitgliedstaaten, zu wachsen, sich zu erneuern und nach eigenem Ermessen weiterzuentwickeln. Sie haben es selbst in der Hand. Die Europäische Kommission unterstützt ihre Zusammenarbeit, ihren Austausch und ihre Initiativen von gemeinsamem Interesse, und sie stellt Gelder bereit - das alles ist quasi der Zement, der das Gebäude zusammenhält. Wir bauen für Sie: für Lernende und Lehrende, für Wirtschaft und Gesellschaft und für die Zukunft unserer Union.