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Mit der geplanten Errichtung eines Europäischen Technologieinstituts versucht die EU-Kommission, ein hochrangiges Zentrum weltweiter Spitzenforschung zu schaffen. | Im Rahmen der Halbzeitüberprüfung der so genannten Lissabonner Strategie präsentierte die EU-Kommission im Frühjahr 2005 folgende neue Initiative: "Um unser Bekenntnis zum Wissen als dem Schlüssel zu Wachstum zu unterstreichen, schlägt die Kommission die Schaffung eines Europäischen Technologieinstituts (ETI) vor, das zu einem Magneten für die besten Köpfe, Ideen und Unternehmen aus der ganzen Welt werden soll."
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Dieses Institut soll zu einer Bündelung europäischer Spitzenleistungen in einer permanenten Einrichtung führen und wäre in der von der Kommission näher konkretisierten Konzeption konkurrenzlos.
Die Innovationskluft
Der Grund für diese Initiative war die Erkenntnis, dass die EU noch immer damit kämpft, die Innovationskluft zwischen Europa, Japan und den USA zu verringern. So würde die EU mehr als 50 Jahre benötigen, um die USA in puncto Innovationsleistung einzuholen. 2004 betrug die Intensität für Forschung&Entwicklung in der EU 1,90 Prozent (F&E-Ausgaben/BIP) und war damit deutlich niedriger als in den USA (2,59) und in Japan (3,15).
Von den 500 weltweit besten Universitäten befinden sich zwar 205 in Europa - gegenüber 198 in den USA -, es zählen jedoch nur zwei europäische Universitäten zu den besten 20. Auch die Konzentration personeller, finanzieller und materieller Ressourcen erfolgt in den USA gezielter als in Europa: 95 Prozent der Bundesfördermittel für den Universitätsbereich fließen in den USA in knapp 200 der insgesamt 3300 Hochschulen.
Die Hauptschwäche Europas liegt aber darin, dass die drei Seiten des Wissensdreiecks (Ausbildung, Forschung und Innovation) strukturell nicht miteinander verbunden sind. Dadurch stimuliert zum einen die Praxis die Ausbildung und Forschung zu wenig und zum anderen lässt die praktische Vermarktung von Forschungsergebnissen noch zu wünschen übrig. Europa kämpft noch immer damit, F&E-Ergebnisse in Geschäftsmöglichkeiten umzusetzen, personelle, finanzielle und materielle Ressourcen in der Forschung und im Hochschulbereich zu konzentrieren, eine von Innovation und unternehmerischer Initiative getragene Kultur in Forschung und Ausbildung zu fördern sowie neue, an die heutigen Anforderungen angepasste Organisationsmodelle zu entwickeln.
Diese Kluft manifestiert sich etwa darin, dass die Zahl der im privaten Sektor beschäftigten Forscher in der EU einerseits und in den USA und Japan andererseits völlig unterschiedlich ist: Während in den USA 80 Prozent der Forscher und in Japan immerhin 67 Prozent in der Privatwirtschaft tätig sind, arbeitet dagegen in der EU nur knapp die Hälfte aller Forscher in privaten Unternehmen.
Organisationsstruktur
Was die Organisationsform des ETI betrifft, so stellte die Kommission zunächst vier Optionen zur Diskussion: (a) eine einzige Einrichtung; (b) ein kleines Netzwerk; (c) ein großes Netzwerk und (d) ein ETI-Label. Die Kommission regte darüber eine öffentliche Konsultation an. Dabei befürwortete zwar die Mehrheit eine der beiden Netzwerklösungen, ein Viertel der Befragten sprach sich jedoch für eine einzige Einrichtung aus - die allerdings nicht mit einem einzigen Standort verwechselt werden darf.
Unter Berücksichtigung dieser Anregungen schlug die Kommission ein Modell vor, das für begabte Studenten und hochkarätige Forscher attraktiv ist, das modernste trans- und interdisziplinäre Innovation und Forschung fördert und im weltweiten Wettstreit um private und öffentliche Mittel erfolgreich ist. Dazu wird das ETI zahlreiche Partnerschaften mit bestehenden Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen (so genannten Partnereinrichtungen) zu Wissensgemeinschaften vernetzen, die wiederum selbst Teil des ETI sind.