Die europäischen Telekomriesen wollen künftig auf "Open RAN" setzen. Huawei wurde als Grund dafür nicht genannt, dennoch hat diese Initiative viel mit dem chinesischen Ausrüster zu tun.
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Vier große europäische Telekomkonzerne haben sich gemeinsam für den Einsatz von "Open RAN" ausgesprochen. Das klingt hochtechnisch, ist es auch. Dennoch stecken dahinter handfeste politische und wirtschaftliche Interessen. Tatsächlich ist dieser Vorstoß eine Reaktion auf die Querelen rund um den chinesischen Telekom-Giganten Huawei.
Diesem war zunächst von den USA, dann auch von den EU-Staaten vorgeworfen worden, dass er seine Beteiligung am Aufbau der 5G-Mobilfunknetze dazu missbrauche, Kundendaten auszuspionieren. China und Huawei wiesen diese Vorwürfe empört zurück. Mittlerweile ist der chinesische Ausrüster jedoch in den USA, Australien und Großbritannien sowie weiteren Ländern praktisch vom kostenintensiven 5G-Netzaufbau ausgeschlossen.
Deutschland wiederum ersann gar ein eigenes IT-Sicherheitsgesetz, mit Hilfe dessen Hersteller von Netzkomponenten nach Verstößen gegen die Vertrauenswürdigkeit, etwa dass Daten an eine ausländische Regierung abfließen, vom Aufbau des 5G-Netzes ausgeschlossen werden können. Zu wenig gesamteuropäisch gedacht, hieß es dazu von Kritikern. Immerhin sind Telekomnetze inernational eng verbunden.
Und nun haben also vier große europäischen Konzerne - Deutsche Telekom, Orange, Telefonica und Vodafone - einen gemeinsamen Weg gefunden, um den 5G-Aufbau voranzutreiben, ohne dass ein Hersteller dezidiert ausgeschlossen wird - womöglich noch mit kostspieligen Nebenwirkungen aufgrund von Klagen. Sie wollen den Einsatz der sogenannten Open-RAN-Technologie forcieren, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Absichtserklärung der vier Konzerne. Man wolle mit existierenden wie auch neuen Partnern, Initiativen sowie europäischen Politikern zusammenarbeiten, so die Telekom-Riesen.
Was ist Open-RAN?
Die Open-RAN-Technologie ist nicht neu, sie ermöglicht es aber, dass die Hardware-Komponenten einer Basisstation sowie die notwendige Software nicht mehr nur von einem einzigen Anbieter kommen müssen. Open-RAN ist damit die Voraussetzung für die Entwicklung eines herstellerneutralen Netzes auf Grundlage offener Schnittstellen. Netz-Betreiber können damit auch schneller Kapazitäten für Endanwender ergänzen oder verlagern, Netzwerkstörungen automatisch beheben und On-Demand-Dienste für Industrie-4.0-Anwendungen bereitstellen. Derzeit basieren Mobilfunknetze auf herstellerspezifischen Hardware- und Software-Lösungen eines bestimmten Anbieters.
Um Open RAN tatsächlich zu ermöglichen, müssen aber erst noch gemeinsame Standards und technische Spezifikationen in die Netze integriert werden.
Enrique Blanco, Technologiechef bei Telefónica, meinte dazu: "Open RAN ist die natürliche Evolution der Funkzugangstechnologien. Telefónica ist der Meinung, dass die gesamte Branche zusammenarbeiten muss, um dies zu verwirklichen." Sein Äquivalent bei Orange, Michael Trabbia, ergänzt, dies sei "eine einzigartige Gelegenheit, die europäische Wettbewerbsfähigkeit und Führungsposition auf dem Weltmarkt zu stärken." Diese europäische Zusammenarbeit sei eine Chance auf "ein vielfältiges, wettbewerbsfähiges und sicheres 4G-/5G-Ökosystem, kommentiert Claudia Nemat, Chief Technology Officer (CTO) der Deutschen Telekom. Mit Open-RAN könnten auch kleinere Entwickler Produkte beisteuern, betonte Johan Wibergh, CTO der Vodafone Group. Dafür brauche man aber "politische Rückendeckung".
Damit die offenere Netzwerktechnik für eine Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit sorgen kann, erhoffen sich die Konzerne Förderungen der Europäischen Union.