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Leitartikel
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Am Anfang stehen Trauer und Mitleid. Es folgt der Zorn: Wie um alles in der Welt kann es geschehen, dass sieben oder acht koordinierte Terroranschläge erfolgreich durchgeführt werden, ohne dass es die überdotieren und jeglichem Datenschutz abholden Nachrichtendiensten mitbekommen haben?
In einer Stadt, die Ende dieses Monats einen UN-Klimagipfel organisiert, dem Dutzende Regierungschefs beiwohnen; in einem Land, das nächstes Jahr die Fußball-Europameisterschaft ausrichtet, bei der sich Hunderttausende Europäer treffen, um gemeinsam zu feiern.
Die Vergleiche mit "9/11" sind statthaft. Am Freitag, 13. November, kamen in Paris zwar weniger Menschen ums Leben wie seinerzeit am 11. September in New York und Washington DC., doch die politischen Auswirkungen sind vergleichbar.
Frankreich steht nackt und gedemütigt da. Und mit Frankreich steht Europa nackt und gedemütigt da. Die industriellen Terroristen haben ihr strategisches Geschick bewiesen, und jedem normalen Menschen kommt das Speiben dabei.
Wenn Europa aus diesem gezielten Anschlag auf Paris nicht gemeinsame Schlüsse zieht, dann ist alles endgültig vorbei. Das Versagen der Nachrichtendienste ist ohnedies schon bestürzend genug. Nun sollten wenigstens politisch die richtigen Weichen geschlossen werden, auch wenn dies – selbst im Angesicht der vielen Toten – unwahrscheinlich erscheint. Leider.
Doch es sollte jedem klar sein, dass jene Gehirne, die das Paris-Bombardement dirigierten haben, dieselben sind, vor denen gerade Hunderttausende Menschen flüchten – um dann vor Grenzzäunen stehen. Es ist dabei egal, ob diese Gehirne religiöse oder politische Gründe vor sich hertragen. Sie sind Massenmörder, das genügt weitauf.
Das Paris-Bombardement hat das Ziel, Frankreich (vor allem aber Europa) vorzuführen, dass es keinerlei Problem ist, in jeder beliebigen EU-Hauptstadt Terror-Aktionen durchzuführen.
Nachrichtendienste und Polizei sind daher aufgerufen, koordinierter vorzugehen. Das europäische Asylchaos setzt sich auch bei den Polizeibehörden fort.
Europa darf sich das nicht gefallen lassen, die Terroristen (welcher Gruppe sie auch immer angehören) dürfen mit ihrer Absicht nicht obsiegen.
Das Versagen vieler Polizeibehörden vor diesem Anschlag ist nun evident. Nun müssen die politischen Institutionen zeigen, dass sie in der Lage sind, dies zu ändern. Und die Demokratien in Europa zu verteidigen, ohne sie zu demütigen, wie es die USA nach 9/11 getan haben.