Weltweit wird der Strom- und Gasbedarf bis 2025 um 60 Prozent steigen. | Europa wird noch importabhängiger. | Wien. Das Szenario ist alarmierend: Obwohl der Strom- und Gasbedarf Europas in den nächsten 15 bis 20 Jahren im weltweiten Vergleich eher moderat ansteigt, wird die Importabhängigkeit der EU immer größer. Bis zu 500 Milliarden Euro müssen in den nächsten Jahren in Europa allein in den Ausbau der Stromproduktion investiert werden, geht aus einer gestern in Wien präsentierten Studie der Consultingfirma A.T.Kearney hervor.
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Insgesamt wird der Strom- und Gasbedarf der Welt 2025 um 60 Prozent höher sein als 2001. "Dahinter steckt vor allem die Nachfrageexplosion in Asien", erläuterte Florian Haslauer, Vice President und Energieexperte bei A.T. Kearney. Dort soll sich der Strom- und Gasverbrauch bis 2025 mehr als verdoppeln, während in Westeuropa der Strom "nur" um ein Drittel und der Gasverbrauch um gut 50 Prozent zulegen dürften.
Europas Gasförderung bald deutlich niedriger
Weil aber Europas Gas(und auch Öl-)Förderung stark schrumpft - Großbritannien und die Niederlande werden schon 2015 um 100 Mrd. Kubikmeter weniger liefern können als derzeit - und gleichzeitig die energiepolitischen Weichen in Richtung Erdgas gestellt werden, braucht der "alte Kontinent" auch dringend mehr Gas-Pipelines und Verladestationen für verflüssigtes Erdgas (LNG), so die Studie.
Erneuerbare decken nur Teil des Zuwachses
Erneuerbare Energien werden zwar absolut und relativ wichtiger, reichen aber bei weitem nicht aus, um die erwarteten Verbrauchszuwächse - in den nächsten Dekaden im Durchschnitt um rund zwei Prozent pro Jahr - zu kompensieren.
Bemühungen um mehr Effizienz beim Energieeinsatz seien schon deshalb notwendig, weil auch die Preise sehr wahrscheinlich weiter steigen. A. T. Kearney glaubt, dass in Österreich die Strompreise (Arbeitspreise), die sich seit dem Beginn der Liberalisierung in Österreich vor fünf Jahren verdoppelt haben, weiter anziehen werden - zumindest dann, wenn der Ölpreis mittelfristig nicht unter 40 Dollar sinkt. Haslauer hält einen Preis von 70 Euro pro Megawattstunde (MWh) im Jahr 2010 für das plausibelste Szenario. Derzeit kostet die MWh an der deutschen Strombörse 46 Euro.
Deutliche Kritik übte der Experte am CO2-Emissionshandelsregime der EU. Wie bekannt, hat die europäische Energie erzeugende Industrie viele Milliarden an "windfall profits" erwirtschaftet, weil sie geschenkte CO2-Zertifikate in die Preiskalkulation hat einfließen lassen. "Das war zwar gar nicht anders möglich, ansonsten wäre das System des Zertifikatehandels von vornherein obsolet gewesen", so Haslauer - die Zertifikate hätten aber von Anfang an versteigert werden müssen.