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Europas Wissen über China

Von Stefan Beig

Politik

Uni-Ausstellung zeigt Europas Bild von China seit dem 16. Jahrhundert. | Führungen im Botanischen Garten. | Wien . "China hat Europas Phantasie immer beflügelt", stellte die Sinologin Monika Lehner bei der Eröffnung der neuen Ausstellung im Foyer der Wiener Unibibliothek fest. Unter dem Titel "Meilensteine europäischer Chinakenntnis aus fünf Jahrhunderten" gibt es bis zum 30. September einen Querschnitt westlicher Werke über China zu besichtigen. Die Exponate dokumentieren das Anwachsen des europäischen Wissens über die oft bewunderte Kultur. Die verschiedensten Wissensgebiete, von der Sprache, Geographie und Naturkunde, bis zur Philosophie und Geschichte Chinas werden dabei berührt.


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Johann Jurenitsch, der jetzige Vizerektor der Wiener Uni, erwähnte in seinem Einleitungsstatement die wichtigen Erkenntnisse der chinesischen Medizin, die der habilitierte Pharmazeut bei zwei Chinabesuchen kennenlernen durfte. Jianxin Jia, Botschaftsrat für Kultur der chinesischen Botschaft, betonte die zur Zeit ausgezeichneten Beziehungen zwischen Österreich und China. Abseits der diplomatischen Ebene pflege das Wiener Sinologieinstitut intensiven Kontakt zu vielen chinesischen Institutionen.

Erster Bestseller und Missionarsberichte

Der zeitliche Bogen der Ausstellung spannt sich vom ersten China-Bestseller, dem Bericht des Juan González de Mendoza aus dem späten 16. Jahrhundert, bis hin zu den ersten sinologischen Publikationen im 19. Jahrhundert. Zahlreiche vorgestellte Exponate stammen von Jesuitenpatres, die während ihrer Chinamission maßgeblich zur Erforschung des bisher unbekannten Landes beitrugen. Zu sehen ist etwa der "Novus atlas sinensis" aus dem Jahr 1655, den der Südtiroler Jesuitenpater Martino Martini verfasste. Das Werk gilt als herausragende Leistung in der Kartographie Chinas. Es enthält weiters eine ausführliche Darstellung der Geschichte Chinas und dokumentiert die frühe Hochachtung für das Kaiserreich. Ebenso sind wichtige Dokumente über die Flora und Fauna Chinas zu sehen, etwa die "Flora Siensis" von Pater Michael Boym aus dem 17. Jahrhundert, die ausführliche Zeichnungen von Chinas Pflanzenreichtum enthält. Michael Kiehn, Professor für Botanik, unterstrich in einem Vortrag, dass die Pflanzenwelt Chinas noch lange nicht erforscht ist: Es gibt über 30.000 verschiedene Pflanzenarten. Im Botanischen Garten werden im Juni und Juli, begleitend zur Ausstellung, Führungen zu "Pflanzen in China" angeboten.

"Wiener Zeitung" vom 4. Dezember 1726

Auch Alfred Schiemer, Redakteur und Zeitreisenschreiber der "Wiener Zeitung", war unter den Vortragenden. Er stellte ein paar frühe Chinaberichte der "Wiener Zeitung" vor. Darunter befand sich ein besonders langer Artikel vom 4. Dezember 1726, der über den Besuch von zwei "Barfüßer Carmeliter Patres aus Europa" beim chinesischen Kaiser berichtet.