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Sie sind zwischen 18 und 25 Jahre alt, stammen aus 15 Mitglieds- und 13 Beitrittskandidatenländern und haben nur eines im Sinn: Dabei zu sein, wenn es um die Architektur eines neuen Europas und das Erleben von Gemeinsamkeit, aber auch um den konstruktiven Umgang mit Unterschieden geht.
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Die Rede ist von jenen 210 Jugendlichen, die von Dienstag bis Freitag dieser Woche am Jugendkonvent in den Räumlichkeiten des EU-Parlamentes in Brüssel teilnehmen werden. Erstmals vorgeschlagen wurde der Jugendkonvent Ende Februar vom "Erwachsenen-Konvent". Wie ernst es den EU-Reformern mit dieser Sache ist, lässt sich nicht nur an der faszinierend schnellen Umsetzung des Vorschlages erkennen, sondern auch an der gewünschten Teilnahme von - nach herkömmlichem Sprachgebrauch - wohl nicht mehr ganz so jungen Menschen.
Nicht nur träumen
"Man erwartet von uns sicherlich mehr als bloße Träumereien. Schließlich geht es um unsere Vorstellungen von einem Europa, in dem wir uns auch in ferner Zukunft wohlfühlen werden und wie man bereits jetzt darauf hinarbeiten kann", zeigt sich Julia Waldmüller, 25, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" von der Idee begeistert.
Sie ist eine der neun Delegierten, die aus allen Teilen Österreichs kommen. Einige von ihnen wurden (gemäß offiziellen Vorgaben) von Österreichs Vertretern im Zukunftskonvent, andere wiederum vom Europaparlament ausgewählt. Dabei wurden sowohl Jugendorganisationen zu Rate gezogen, als auch öffentliche Ausschreibungen vorgenommen. Der jungen Psychologin Waldmüller geht es in erster Linie um das Erkennen der Chancen und Möglichkeiten eines künftig erweiterten Europas. "Hier darf man aber nicht allzu ungeduldig sein. Man sollte nicht die Größe und Tragweite des Projektes vergessen. So etwas gelangt nicht von heute auf morgen in das Bewusstsein der Leute."
Welche Voraussetzung sollte man als TeilnehmerIn mitbringen? "Natürlich haben politisches Interesse und eine Freude am Kontakt mit Menschen absolute Priorität. Diese Eigenschaften können sich zum Beispiel in der aktiven Mitarbeit in Jugendgruppen, aber auch in einem Hang zum Internationalismus widerspiegeln", erklärt Waldmüller, nebenbei Leiterin der Katholischen Hochschuljugend Wien.
Die vier Tage werden also ganz im Zeichen juvenil-frühadoleszenter Visionen und deren Diskurs stehen. Letzterer verlangt angesichts der großen Zahl an Teilnehmern nach einem einigermaßen organisierten Vorgehen. Geplant sind Arbeitsgruppen, in denen unter anderem Themen wie Partizipation und Demokratie oder die Stellung Europas in einer globalisierten Welt aufbereitet und schlussendlich dem Plenum zur Beschlussfassung vorgelegt werden sollen. Anschließend wird der reguläre Konvent wieder seine Arbeit aufnehmen und sich den erarbeiteten Reformvorschlägen widmen.
Jugendliche Mitsprache
Fachhochschulstudent Bernhard Stummer, 21, ist vor allem die Verankerung stärkerer Mitspracherechte Jugendlicher auf Unionsebene ein Anliegen. "Es gibt bereits ausbaufähige Ansätze in den Mitgliedstaaten", zeigt er sich zuversichtlich und verweist auf die Installation von Jugendgemeinderäten in Österreich und Deutschland. Vorschläge bezüglich der Entsendung von Vertretern Jugendlicher in bestehende EU-Gremien werden diese Woche sicherlich diskutiert. Von mangelnder Europabegeisterung unter Österreichs Jugendlichen weiß man nichts. "Lediglich im Bereich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) sind die Jugendlichen eher zurückhaltend, was Österreichs mögliche Teilnahme an der EU-Eingreiftruppe angeht", weiß Konventsteilnehmerin Ingeborg Pflügl, 21. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich die EU die trotzdem vergleichsweise hohe Bereitschaft durch eine stärkere Einbindung jüngerer Menschen zu Nutze machen will. Umso größer ist dann natürlich das Unverständnis, wenn sich gerade im Bereich der horizontalen Mobilität innerhalb der Union Hindernisse in den Weg stellen. Dazu Julia Waldmüller: "Mir ist der Fall einer jungen Ergotherapeutin bekannt, die ihren Beruf gerne in den Niederlanden ausüben würde. Man sollte nicht glauben, welche Schwierigkeiten dies in einem Europa, in dem doch der Grundsatz des freien Dienstleistungsverkehrs gilt, gegenwärtig mit sich bringt. In einem Europa der Zukunft sollte so etwas schon problemlos möglich sein."
Der Jugendkonvent im Internet: http://european-convention.eu.int
Nächsten Montag chattet Julia Waldmüller mit Konventsmitglied Hannes Farnleitner über die Ergebnisse des Jugendkonvents: http://www.zukunfteuropa.gv.at