Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nicht nur Starmania war in den vergangenen Monaten ein Massenprogramm, auch der Konvent über die Zukunft Europas interessiert die Österreicher. Zwar sind die Zahlen nicht wirklich vergleichbar, aber immerhin verzeichnet die ORF-Teletext Seite EU-Konvent seit Beginn der Konventsarbeit im Februar 2002 Monat für Monat zwischen 1,5 Millionen und 800.000 Zugriffe. Und öffentliche Diskussionsveranstaltungen zu diesem ach so spröden Politthema stoßen zur Überraschung vieler Veranstalter nicht nur auf das Interesse vereinzelter "aficionados".
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Wenn es wie in diesen Tagen um Fragen von Krieg und Frieden geht, wollen auch die Österreicher wissen, wie ihr Europa und damit auch sie selbst Einfluss auf die Entscheidungen haben können. Spätestens seit dem Ringen um ein vernünftiges Nachfolgeregime für die auslaufende Transitregelung machen sich nicht nur einige wenige Politprofis Gedanken über die politische Machtverteilung im Rat und im Europäischen Parlament. Und die Aussicht darauf, dass in etwas mehr als einem Jahr unsere 8,2 Millionen Österreicher in einer Union mit insgesamt bereits rund 450 Millionen Europäern leben werden, regt ebenfalls zum Nachdenken über die politische Architektur Europas an.
Wenn dazu noch Fragen kommen, wie wir es schaffen wollen, für die derzeit mehr als 14 Millionen Arbeitslosen im Europa der 15 sinnvolle und gutbezahlte Beschäftigungsmöglichkeiten zu organisieren und so nebenbei auch die Finanzierung unserer Gesundheits- und Altersvorsorgesysteme sicherzustellen, dann ist das Interesse an der Zukunft Europas nur allzu verständlich.
Leider ist der ORF vor kurzem dazu übergegangen, seine Konvent Teletextseite nicht mehr regelmässig, sondern nur zu besonderen Anlässen zu bedienen und auch die renommierte " "Presse" hat ihre Internetserviceseite über die Europäische Verfassung (hoffentlich nur) zwischenzeitig heruntergefahren. Gleichzeitig wurden Stipendien der Bundes- und einiger Landesregierungen eingestellt, mit denen in der Vergangenheit jungen Österreichern geholfen wurde, sich europäisches know how vor Ort anzueignen, um dann auch einmal für die Arbeit im großen gemeinsamen Europa besser qualifiziert zu sein.
Mir leuchtet ein, dass Sparen notwendig ist. Aber wird hier womöglich am falschen Ort gespart?
*
Prof. Reinhard Rack ist ÖVP-Delegierter im EU-Parlament und Konventsmitiglied