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Eurozone als Export-Gigant

Von Thomas Seifert

Wirtschaft

Europa wird 2015 nach Berechnungen der Rating-Agentur Standard & Poor’s das globale Leistungsbilanz-Ranking anführen.


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Wien. Der Eurozone geht es blendend - zumindest wenn man sie nach dem Maßstab der Leistungsbilanz beurteilt.

Ökonomen der Ratingagentur Standard & Poor’s unter der Führung von Moritz Kraemer prognostizieren, dass die Eurozone im Jahr 2015 Leistungsbilanzüberschüsse in Höhe von 358 Milliarden Dollar erzielen wird. Damit sind die Leistungsbilanzüberschüsse der Eurozone um 62 Prozent höher als jene Chinas und übertreffen die Überschüsse des Zweitplatzierten (China), aller sechs Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrats (Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate) sowie Japans zusammengenommen, die auf eine Leistungsbilanzüberschusssumme 345 Milliarden Dollar kommen.

Damit hat sich die Situation seit 2007, dem Jahr vor dem Ausbruch der Finanzkrise, deutlich gewandelt: Damals waren China, Saudi-Arabien, Japan und Russland die wichtigsten Überschuss-Länder. Allein Russland erzielte damals einen Überschuss von 731 Milliarden Dollar, das Plus der Eurozone lag damals bei bescheidenen 19 Milliarden Dollar. Die beträchtlichen Überschüsse Deutschlands, aber auch Hollands oder Dänemarks wurden damals durch die Leistungsbilanzdefizite der Defizitländer an der Peripherie und im Süden Europas neutralisiert. Die Leistungsbilanzdefizite der Südländer haben seither deutlich abgenommen, die Überschussländer ihre Position aber zumindest gehalten, wodurch sich die Leistungsbilanzposition der Eurozone deutlich verbessert hat.

Letztlich bedeutet das, dass die Eurozone heute zum wichtigsten Kapitalexporteur für die Welt geworden ist. Die USA sind damals wie heute der wichtigste Konsument von Waren und Dienstleistungen, die von den Überschussländern produziert werden.