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Evaluieren, bitte!

Von Christa Karas

Wissen

Offensichtlich mit Blick auf die zu erwartende Kritik an der Forschungspolitik u. a. durch den Rechnungshof hat Infrastrukturminister Mathias Reichhold (F) vergangene Woche bei den Alpbacher Technologiegesprächen ein "sehr mutiges Konzept" zur Reform der "zersplitterten Forschungsförderungs-Landschaft" noch für Anfang September angekündigt.


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Eine solche Reform - etwa die Bündelung der Forschungsagenden, die derzeit auf drei Ministerien aufgeteilt sind, sowie ein langfristiges Forschungsfinanzierungskonzept - ist zwar überfällig, wird aber kaum durch die Schaffung einer "Gesellschaft des Bundes für Innovation - Forschung Austria" zu realisieren sein, wie ihn ein Ministerratsbeschluss vom Mai vorsieht, an dem sich Reichhold "im Wesentlichen" orientieren will.

Denn zu unterschiedlich sind die Agenden der bestehenden Einrichtungen zwischen angewandter Forschung - wie sie u.a. vom Forschungsförderungsfonds für gewerbliche Wirtschaft (FFF) und den Forschungsgesellschaften der Länder wie etwa dem Joanneum Research gefördert wird - und der universitären Grundlagenforschung, die seit Jahren beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) angesiedelt ist.

Nicht nur für FWF-Präsident Arnold Schmidt wäre die Integration in die geplante Gesellschaft "der Tod des FWF wie wir ihn kennen", auch Leopold März, Rektor der Universität für Bodenkultur in Wien, hält den FWF in seiner bestehenden Form für unverzichtbar: "Er ist und war in seiner ganzen Entwicklung für die Universitäten eine unverzichtbare Institution" zur Sicherung der Unkonventionalität und der Langfristigkeit: "Warum sollte man reparieren, was nicht kaputt ist?"

In die gleiche Kerbe schlägt auch der Spitzenphysiker Anton Zeilinger, Vorstand des Instituts für Experimentalphysik der Universität Wien, für den es "ein Segen ist", dass derzeit von Außen niemand Einfluss auf den FWF nehmen kann, und der "Angst bekommt, wenn ich höre, dass alles zusammen gefasst werden soll".

Besondere Verärgerung hat in diesem Zusammenhang auch Reichholds Kritik an der Praxis der Fördervergabe von FFF und FWF ausgelöst, der Prozentsatz der Ablehnungen sei gering: "Es besteht der Verdacht, das man es dort jedem Recht machen will und dass nicht jedes Projekt den Zielsetzungen des Forschungsrates entspricht." - Tatsächlich lässt der FWF nämlich just im Hinblick auf die gebotene Objektivierung jedes Förderungsansuchen ausschließlich von internationalen, unbeeinflussbaren Experten auf seine Förderungswürdigkeit begutachten.

Eher, so die Experten, ziele Reichholds Plan auf eine Fokussierung der Anwendungsorientiertheit zu Lasten der Geisteswissenschaften und "Orchideenfächer" ab. FWF-Präsident Schmidt verweist aber auch noch auf ein anderes Faktum: Gemäß einer Forderung des Rates für Forschung und Technologieentwicklung sollte eine Evaluierung bei beiden Fonds, FFF und FWF, durchgeführt werden. Doch die wurde mit einem abgeblasen.

Schmidt: "Es sieht so aus, als wollte man sich nicht von den Fakten überzeugen lassen." Denn diese wären für den FWF, wie dies auch von der internationalen Scientific Community immer wieder bestätigt wird, trotz der schwierigen Lage, in der sich der Fonds in den letzten Jahren materiell stets befand, exzellent.