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Evolution kontra Design

Von Heiner Boberski

Politik

Der evangelische Theologe Ulrich Körtner wundert sich, mit welcher Intensität in der vergangenen Woche über einen Artikel des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn in der "New York Times" diskutiert wurde.


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Indem Schönborn Darwins Evolutionstheorie die Position entgegensetzte, die Welt sei Ergebnis eines "intelligenten Plans" (Intelligent Design), rief er eine Fülle von Reaktionen unter Naturwissenschaftern und Theologen hervor.

Ulrich Körtner, seit 1992 Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, sieht die Diskussion als "entbehrlich" an. Schönborn habe "nichts Neues" gesagt. Die Position, "wer die Natur betrachte, könne gar nicht anders, als an eine Schöpfung Gottes zu glauben", finde sich ähnlich im katholischen Weltkatechismus. Für einen ernsthaften wissenschaftlichen Diskurs sei Schönborns Text nicht geeignet. Wäre der Autor nicht ein wichtiger Repräsentant der katholischen Kirche, hätte er wenig Beachtung gefunden.

Aus Sicht Körtners sind sich, obwohl es "die" Evolutionstheorie nicht gebe, fast alle Evolutionsbiologen einig, dass in der Evolution von "Intelligent Design" oder "Masterplan" keine Rede sein könne.

Natürlich sei, so Körtner, die Sachfrage interessant: "Die harte Evolutionstheorie stellt den christlichen Schöpfungsglauben vor enorme Herausforderungen." Er selbst habe kein Problem, sich zum Schöpfungsglauben zu bekennen. Aber als Theologe könne man sich nicht vor die Wissenschaft hinstellen und sagen: "Wir haben die Supertheorie."

Körtner fürchtet, in der wissenschaftlichen Welt könnte es zu der Meinung kommen: "Theologie ist nur eine bestimmte Erscheinungsform von Religion und spielt als Gesprächspartner keine Rolle mehr."