Rio de Janeiro - Sie überlebte Leberentzündungen, Malaria und andere Erkrankungen. Nun hängt das Überleben des Regenwalds in Brasilien - größtenteils - von ihr ab. Die frühere Kautschuksammlerin Marina Silva, die bis zum 16. Lebensjahr im Urwald lebte und Analphabetin war, wird künftig als Ministerin die Umweltgeschicke im größten Land Lateinamerikas leiten.
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"Ich will eine neue Politik schaffen und nicht durch Verbote die Umwelt schützen. Wir müssen das Wirtschaftswachstum fördern und so die natürlichen Ressourcen für die nächsten Generationen erhalten", sagte die 46-jährige Senatorin und Anwältin, nachdem der künftige sozialistische Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva jetzt ihre
Ernennung bekannt gegeben hatte.
Für den Schutz des brasilianischen Regenwalds, der vor allem von Brandrodungen schwer geschädigte "grünen Lunge der Welt", will Marina Silva internationale Hilfe beantragen. Das wäre ein Novum in Brasilien. "Eine solche Hilfe ist nötig, weil wir (mit dem Amazonas- Regenwald) die an genetischen Ressourcen reichste Region der Welt besitzen. Amazonien ist zudem das größte Süßwasser-Reservoir der Welt, also muss die Verantwortung von der ganzen Welt getragen werden", forderte sie. Silva wurde 1994 mit 38 Jahren als jüngste Frau in der Geschichte Brasiliens in den Senat gewählt. Ihre Ernennung wurde jetzt von allen Umweltschutz-Gruppen bejubelt. "Marina hat sich mit historischem Engagement stets für den Schutz Amazoniens eingesetzt", meinte zum Beispiel der Direktor von Greenpeace in Brasilien, Frank Gugenheim.
Die künftige Ministerin meinte hingegen, ihre Ernennung sei eine Würdigung des legendären Umweltschützers Chico Mendes, der 1988 mit 44 Jahren von Großgrundbesitzern erschossen wurde. Silva arbeitete im Bundesland Acre sowohl als Kautschuksammlerin als auch im Umweltschutz eng mit Mendes zusammen. Durch seine Aktivitäten hatte sich der "Ghandi des Waldes" die Großgrundbesitzer zu Feinden gemacht, weil sie in ihm einen Aufwiegler der einfachen Leute sahen.
Als Marina 16 Jahre alt war, brachte der Vater die Familie in die Provinzhauptstadt Rio Branco, nachdem die Mutter und drei Brüder an Urwald-Krankheiten gestorben waren. "In der Stadt hat Marina 16 Stunden pro Tag als Putzfrau und Gärtnerin gearbeitet, um den Schulbesuch zu finanzieren", erinnert sich heute die Freundin Dilma Tavares. "Als ich in Rio Branco eintraf, konnte ich nur etwas Mathe", erinnert sich Marina Silva.