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Ex-Bahnchef soll Air Berlin sanieren

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Hunold wirft nach 20 Jahren Handtuch. | Ex-DB-Chef Mehdorn übernimmt.


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Frankfurt/Wien. Im ersten Halbjahr 2011 waren Air Berlin und ihre österreichische Tochter "Niki" der bei weitem größte Wachstumsträger am Flughafen Wien-Schwechat - jetzt wirft Air Berlin-Gründer Joachim Hunold (61) nach dem Scheitern seines teuren Expansionskurses, mit dem er dem Platzhirschen Lufthansa auch bei Geschäftskunden Paroli bot, überraschend das Handtuch.

Der ehemalige Deutsche Bahn-Chef Hartmut Mehdorn – seit fast 2 Jahren pensioniert und seit ewigen Zeiten mit Hunold befreundet -  soll nun Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft aus der Krise steuern. "Ich versuche da mal, die Fäden zusammenzuknoten", sagte der 69-Jährige, der seit Jahren im Aufsichtsgremium der Air Berlin sitzt und "immer schon den Traum vom Fliegen" hatte.

Das Sparprogramm, mit dem das Air-Berlin-Streckennetz schon im kommenden Winter drastisch eingedampft werden soll, hat noch Hunold aufgesetzt, nachdem auch im zweiten Quartal ein Verlust von 32 Millionen Euro eingeflogen worden war. Mit dem Kauf zahlreicher Fluglinien - darunter die frühere Deutsche BA und der Ferienflieger LTU - hatte Hunold von 2006 bis 2009 einen Schuldenberg von mehr als 600 Millionen Euro aufgetürmt.

Im nächsten Jahr soll es 16.000 Flüge und 2,2 Millionen angebotene Sitzplätze weniger geben - damit soll die Airline 2012 erstmals seit 2007 in die Gewinnzone kommen.

In erster Linie betrifft das Sparprogramm kleinere deutsche Flughäfen, gleichzeitig wird die Flotte um acht Flugzeuge verkleinert. Air Berlin will sich auf stark frequentierte Strecken und seine vier europäischen Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und auch Wien konzentrieren. Unrentable Strecken wie Hamburg-Frankfurt oder Stuttgart-St. Petersburg fallen weg.

Wien-Schwechat soll als Drehkreuz bleiben

Gestrichen werden aber auch die Verbindungen von Wien nach Karlsruhe, Münster und Madrid, reduziert wird die Zahl der Flüge von Wien nach Düsseldorf, Nürnberg, Stockholm und Mailand.

"Das Sparprogramm hat auf flyniki keine Auswirkungen, wir haben die Frequenzen auf bestehenden Strecken sogar erhöht. Madrid fliegen wir weiter über Palma an", meinte Airlineunternehmer Nikolaus Lauda - und: "Ende 2011 werden wir das achte Jahr in Folge positiv sein". Angaben zu Umsatz oder Gewinn macht Lauda nicht mehr, seit Niki voll bei Air Berlin konsolidiert ist. Die Anzahl der Niki-Passagiere ab dem Flughafen Wien stieg im ersten Halbjahr 2011 um fast 30 Prozent.

Der Rücktritt Hunolds - für den man Verständnis haben müsse - tue ihm leid, sagte Lauda: "Für mich waren die letzten acht Jahre mit ihm eine Erfolgsstory". Er kenne aber auch Mehdorn sehr gut und halte ihn für einen "sehr kompetenten Mann".

Obwohl Air Berlin in Summe jährlich bei Wien-Verbindungen 217.000 Sitze streicht, gibt die Airline in ihrer ad-hoc-Meldung vom Donnerstag an, sich auch künftig auf Schwechat als Drehkreuz konzentrieren zu wollen. Mit Beginn des Winterflugplans sollen mehr Umsteigeverbindungen und Frequenzen nach Osteuropa - darunter nach Belgrad, Bukarest und Sofia - sowie auf der Nord-Süd-Achse - zum Beispiel Hamburg-Sofia - angeboten werden, hieß es.