Zum Hauptinhalt springen

Ex-Bawag-Vorstände fühlen sich von Elsner getäuscht

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Zwist um Wert des Flöttl-Vermögens. | Gelder flossen ohne Zustimmung Weningers. | Wien. Nachdem der Investmentbanker Wolfgang Flöttl 639 Millionen Dollar der Bawag verspekuliert hatte, sollte er mit seinem Privatvermögen für die Verluste geradestehen und darüber hinaus künftige Investments besichern. Vor allem die Gemäldesammlung Flöttls sollte zu diesem Zweck verwertet werden. Wie illusorisch dieses Vorhaben war, zeigte sich gestern, Mittwoch, am 15. Verhandlungstag im Bawag-Prozess.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es sei völlig klar gewesen, dass man mit dem Verkauf der Werke nie auf 500 bis 600 Millionen Dollar kommen und nie die Verluste und Neuinvestments damit abdecken konnte, sagte Flöttl. "Das müssen Heinzelmännchen gewesen sein, wenn sie so etwas glauben." Er habe der Bawag eine Liste mit den Anschaffungskosten seiner Kunstsammlung zur Verfügung gestellt. Demnach lag der Kaufpreis von 15 Bildern bei 223 Millionen Dollar. Dazu kam, dass die Bilder beim Auktionshaus Sothebys mit 154 Millionen belehnt waren.

Genau diese Belehnung ist jedoch der Beweis dafür, dass die Werke wesentlich wertvoller waren. So habe ihm die Dorotheum-Kuratorin Agnes Husslein erklärt, dass Auktionshäuser Belehnungen nur bis zu einem Viertel dessen machen, was bei einer Auktion zu erwarten sei. Elsner schließt daraus, dass die Gemälde von Picasso, Monet und anderen mindestens 600 Millionen Dollar Wert gehabt haben müssen.

"Fühle mich verschaukelt"

Elsners ehemalige Vorstandskollegen und jetzige Mitangeklagte überzeugt das nicht. Sie fühlen sich vom früheren Bawag-Boss getäuscht.

Elsner wehrt sich, sich diese Werte nicht ausgedacht zu haben, sondern sie "eins zu eins" von Flöttl übernommen zu haben. Dieser hatte sich jedoch - um eventuelle Haftungsfragen auszuschließen - stets geweigert, konkrete Werte zu nennen.

"Verschaukelt" und "offensichtlich systematisch hintergangen" fühlt sich Ex-Bawag-Aufsichtsrat Günter Weninger. Mit Empörung reagierte der Ex-ÖGB-Funktionär auf die Tatsache, dass offensichtlich bereits Gelder an jene liechtensteinischen Stiftungen, die zur Sanierung der Verluste eingerichtet wurden, geflossen waren, noch bevor er informiert worden war und seine Zustimmung zum Sanierungspaket gegeben hatte.

Dabei geht es genau um jene 154 Millionen Dollar, mit denen die Bawag die Flöttl-Bilder bei Sothebys auszulösen hatte. Die Verträge, auf denen diese Geldflüsse basierten und mit denen die neuen Geschäfte mit Flöttl fixiert werden sollten, kamen allerdings erst am 3. November in Paris zustande. Sie wurden jedoch auf den 27. Oktober rückdatiert, was - wie sich am Dienstag herausgestellt hat - in der Bawag "Usus" war.

Ob dieser Tatsachen fühlt sich Weninger vom Vorstand "instrumentalisiert". Peter Nakowitz, der die Zahlungen durchführte, wollte sich nicht daran erinnern, wer ihm den Auftrag damals erteilt hatte.