Regierungsbündnis könnte erstmals seit mehr als 50 Jahren Macht verlieren.
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Kuala Lumpur/Wien. Wenn es um den Machterhalt geht, steigt selbst der alte Haudegen der malaysischen Politik noch einmal in den Ring: 87 Jahre ist Mahathir Mohamad schon alt, 22 Jahre lang war er Premier. Nun ruft er seine Landsleute unablässig dazu auf, der von der größten Partei Umno angeführten Regierungskoalition Nationale Front (BN) bei der Abstimmung zum Parlament am Sonntag die Stimme zu geben.
Denn der BN droht eine Niederlage, die jahrzehntelang unvorstellbar war: Seit der Unabhängigkeit des Vielvölkerstaats 1957 hat sie in Malaysia das Sagen. Doch nun hat die Opposition laut Umfragen erstmals die Chance, das Blatt zu wenden.
Und es ist ausgerechnet ein früherer Gefolgsmann Mahathirs, der die Macht der BN ins Wanken bringt: der charismatische Oppositionsführer Anwar Ibrahim. Mahathir hatte ihn in den 1990er Jahren noch als seinen Nachfolger vorgesehen, doch dann zerstritten sich die beiden. Es folgten dubiose, international heftig kritisierte Prozesse gegen Anwar wegen Korruption und Homosexualität, die in Malaysia verboten ist. Fünf Jahre saß er im Gefängnis. 2012 wurde Anwar erneut wegen Homosexualität angeklagt, aber freigesprochen.
Ein Wahlsieg wäre für ihn nun ein politischer und persönlicher Triumph. Der 65-Jährige ist jetzt Anführer des Oppositionsbündnisses Volksallianz, das neben Anwars eigener multiethnischer Bewegung auch Islamisten und eine Partei der Chinesen umfasst.
Die Opposition hat im Wahlkampf aber einen schweren Stand: Malaysia hat noch viele autoritäre Züge und das zeigt sich etwa in den Medien. Nur im Internet findet eine offene Debatte statt, sonst stehen fast alle TV-Sender und Zeitungen vorbehaltlos hinter der Regierung: Premier Najib Razak nutzt diese Plattform, um davor zu warnen, dass ein Sieg der Regierungsgegner das Land ins Chaos stürzen würde. Anwar wiederum, der unermüdlich von Ort zu Ort tourt, verspricht eine saubere, transparente Regierungsführung.
Malaien werden bevorzugt
Tatsächlich sind laut Beobachtern viele Malaysier frustriert über den Klientelismus und die Korruption in den herrschenden Zirkeln. Gleichzeitig kann die Regierung aber auf einen stetigen Wirtschaftsaufschwung verweisen - das Wachstum lag etwa 2012 bei über fünf Prozent - und wirbt damit um Stimmen.
Zudem möchte Anwar die Bevorzugung der ethnischen Malaien abschaffen. Diese erhalten bei der Vergabe von Studienplätzen oder öffentlichen Aufträgen den Vortritt. Das System wurde Anfang der 1970er Jahre geschaffen, damit die Malaien zur chinesischen Minderheit, die die Wirtschaft dominierte, aufschließen können. Mittlerweile kritisieren es aber auch einige Malaien: Vor allem regierungsnahe Personen hätten profitiert.