Moser: War FMA bekannt - Hypo brauchte dringend Kapital.
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Klagenfurt/Wien. Wer aller beim vielzitierten Hypo-Investment des Vermögensverwalters Tilo Berlin Ende 2006/Anfang 2007 und dem Weiterverkauf der Anteile an die Bayerische Landesbank (BayernLB) innerhalb weniger Monate einen guten Schnitt gemacht hat, ist bis heute - zumindest öffentlich - nicht gänzlich geklärt. Grund dafür ist, dass einige der Beteiligungen über Zwischenfirmen gelaufen sind - und da taucht nun ausgerechnet der Name eines damaligen Aufsichtsrates der Kärntner Bank auf.
Der "Wiener Zeitung" liegen Kontounterlagen einer Gesellschaft eines Wiener Rechtsanwalts vor, die bei Berlin massiv investiert gewesen ist. Diese GmbH zahlte von Ende 2007 bis Ende 2008 insgesamt rund 16,6 Millionen Euro an den Wirtschaftsprüfer Karl-Heinz Moser aus. Moser war bis Ende September 2006 Aufsichtsratschef der Hypo und dann bis Ende Mai - also während der Kapitalerhöhung durch Berlin und dem folgenden Anteilsverkauf - Aufsichtsratsmitglied.
Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" bestätigt Moser sein Investment. Die Größenordnung der Auszahlung würde jedoch darüber hinwegtäuschen, dass er nicht nur im eigenen Namen, sondern auch für andere Personen tätig gewesen ist. Er selbst habe deutlich weniger als jene zehn Millionen Euro in Hand genommen, die als Überweisung an die GmbH aufscheinen.
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Keine schiefe Optik?
Eine schiefe Optik sieht der ehemalige Hypo-Aufsichtsrat nicht - ganz im Gegenteil: Die Bank habe dringend Kapital gebraucht, um zu überleben, und das Engagement von Geldgebern über die Anwaltsfirma wäre wesentlich dafür gewesen, damit die Kapitalerhöhung korrekt über die Bühne gehen konnte. Er sei überzeugt gewesen, dass die Hypo "top" war, und habe als Aufsichtsrat die Pflicht gehabt, dem Unternehmen zu helfen.
Die Investoren seien der Finanzmarktaufsicht (FMA) bekannt gewesen, erklärt Moser. Davon, dass wenige Monate später die BayernLB die Anteile kaufen würde, sei damals keine Rede gewesen. Es habe sich um ein riskantes Engagement gehandelt. Dass eine Rendite entstanden ist, sei ein Glücksfall gewesen, betont Moser.
Der Vorwurf, die Hypo-Mehrheit weit überteuert gekauft zu haben, hat zahlreichen Ex-Managern der BayernLB mittlerweile eine Anklage eingebracht. Alle Betroffenen bestreiten jedes Fehlverhalten.
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Weitere Prominenz an Bord
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Moser sieht jedenfalls kein abgekartetes Spiel. Dass er nicht direkt investiert habe, sondern über die Anwaltsfirma, begründet er damit, dass diese Gesellschaft Investorengelder gebündelt und die Finanzierung aufgestellt habe. Tatsächlich ist der Einstieg der Gruppe im letzten Moment über die Bühne gegangen und dürfte die notwendige Kapitalerhöhung bei der Hypo durch Berlin erst ermöglicht haben. Wie aus einer Einvernahme des damaligen Hypo-Chefs, Grawe-Vorstand Siegfried Grigg, hervorgeht, war kurzfristig ein anderer Investor abgesprungen. Die Anwaltsfirma wurde sogar aus dem Grawe-Konzern - die Versicherung war damals Miteigentümerin der Hypo - mit einer Zwischenfinanzierung versorgt.
An Bord war zumindest noch eine weitere prominente Persönlichkeit: Der frühere Kärntner Politiker Siegbert Metelko, ein Sozialdemokrat, erhielt nach Abwicklung des Deals ebenfalls Millionenzahlungen. Metelko war am Mittwoch für die "Wiener Zeitung" nicht zu erreichen.