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Ex-Hypo-Chef beteuert: "Wir haben die Dinge aufgedeckt"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Bedarf an Risikovorsorgen "außer der Norm". | Asset Screening laut Pinkl notwendig. | Klagenfurt. Kaum eine Zeugenbefragung im Untersuchungsausschuss zur Hypo Kärnten hat im Vorfeld zu ähnlichen politischen Erregungen geführt wie jene von Kurzzeit-Hypo-Chef Franz Pinkl. Abgesehen von der Debatte um seine Millionen-Abfindung versuchen ehemalige Weggefährten des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider, Pinkl die Schuld am Hypo-Desaster in die Schuhe zu schieben. Dieser habe unnötigerweise die Abschreibungen in der Bank in die Höhe getrieben und die Hypo damit an den Rand des Bankrotts gebracht, so der Vorwurf jener, die die Verantwortung nicht bei der jahrelangen Bank- und Landesspitze sehen wollen.


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"Ich habe mir selbst nichts vorzuwerfen", sagte Pinkl am Mittwoch vor Abgeordneten des Kärntner Landtags. Er sei am 2. Juni 2009 in die Hypo gekommen und habe schon zum 30. Juni einen wesentlich höheren Bedarf an Risikovorsorgen für Problemkredite vorgefunden als erwartet. Daraufhin habe er eine Überprüfung des Kreditportfolios - ein sogenanntes Asset Screening - initiiert, dieses sei dann in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat bei der Wirtschaftsprüfungskanzlei PricewaterhouseCoopers in Auftrag gegeben worden. Er habe auch immer darauf geachtet, allen Aktionären - also auch der Kärntner Landesholding - Informationen gleichzeitig zukommen zu lassen.

"Ich kann wirklich nichts dafür, was da im Portfolio drinnen war", so Pinkl. Er habe die Situation in der Bank so vorgefunden; gemessen an anderen Banken sei der Vorsorgebedarf "außerhalb der Norm" gewesen.

Kontrolle für Neukredite

"Seit ich in die Bank gekommen bin, haben wir die Dinge aufgedeckt", so der Ex-Bankchef. Dies sei notwendig gewesen, damit nicht "immer wieder etwas dazukommt". Hätte sich das Ganze immer weiter gezogen, wäre noch mehr Wert auf dem Spiel gestanden. Letztlich musste die Hypo 1,6 Milliarden Euro wertberichtigen. Da die bestehenden Eigentümer nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stellten, blieb im Endeffekt nur die Verstaatlichung.

Vorwürfe, die Ex-Hypo-Mutter BayernLB habe das Kreditvolumen der Hypo ihrerseits unverantwortlich in die Höhe getrieben, weist Pinkl für seine Vorstandszeit zurück: Ab Juni 2009 wären Neugewährungen einer strengsten Kontrolle unterzogen worden. Es habe kaum Neugewährungen gegeben, lediglich in den Kernländern der Bank habe ein kleines Kreditwachstum stattgefunden.

Abfindung kein Thema

Zu seiner umstrittenen Abfindung wollte Pinkl nichts sagen. Er habe bei seinem Ausscheiden am 30. April 2010 ein Abkommen mit der Hypo unterschrieben, darüber öffentlich keine Auskunft zu geben.

Am Mittwoch hat auch der Hypo-U-Ausschuss des bayrischen Landtags seine öffentlichen Befragungen begonnen. Erste Auskunftsperson war der Wirtschaftsprofessor Reiner Schmidt. Schmidt hat für den Ausschuss ein Gutachten erstellt, das sich mit der Verantwortung des Vorstands und des Verwaltungsrats der BayernLB beim Kauf der Hypo-Mehrheit im Jahr 2007 beschäftigt. Davon sind auch prominente bayrische Politiker betroffen. Auch diese mussten als Verwaltungsräte den Kauf sorgfältig prüfen, so Schmidt. Sollte sich herausstellen, dass grob fahrlässig gehandelt worden wäre, wären Schadenersatzansprüche gegeben. Der Ex-BayernLB-Spitze wird vorgeworfen, die Hypo zu teuer und ohne genaue Prüfung gekauft zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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