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Destabilisierungskampagne des russischen Präsidenten in der Ostukraine ist riskanter, als die Operation auf der Krim es war.
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Der Westen hat die Nato zum Mittelpunkt seiner Reaktion auf die russische Machtergreifung in der Ukraine gemacht. Möglicherweise kämpfen wir da aber die falsche Schlacht, denn die Waffen, die Präsident Wladimir Putin auf der Krim und in der Ostukraine einsetzt, sehen mehr nach paramilitärischer verdeckter Aktion aus.
In der Tat könnte der frühere KGB-Offizier Putin von einem Skript der USA aus der Zeit der Präsidentschaft Ronald Reagans abschreiben, als das sowjetische Imperium sich dank einer schonungslosen US-Kampagne verdeckter Aktionen aufzulösen begann. Statt Moskau direkt zu konfrontieren, knabberte Reagan an den Rändern, indem er Bewegungen unterstützte, die den russischen Einfluss untergruben - in Afghanistan, in Nicaragua, in Angola und dann in Polen und Osteuropa.
Das war damals eine durchaus raffinierte Strategie der USA, und es ist heute eine ebenso raffinierte Vorgangsweise Russlands, die maximalen Gewinn bietet zu minimalen potenziellen Kosten. John Maguire, ein früherer Covert-Action-Offizier der CIA, brachte mich auf diese Parallele.
Von Beginn an wurde der Krim-Feldzug von Putin als "schwarze" Operation geführt. Die Anonymisierung der russischen Truppen war nicht mehr als ein diplomatisches Feigenblatt Putins. Russische Offizielle, angefangen bei Putin, bestanden darauf, die Krim doch nicht einzunehmen, auch wenn gleichzeitig ihre Streitkräfte die Positionen festigten.
Putins Destabilisierungskampagne in der Ostukraine ist jedoch riskanter, als die Krimoperation es war, da die ukrainische Regierung angekündigt hat, sie werde zurückschlagen, wenn russische Truppen eindringen. Während die Welt abgelenkt war durch 50.000 russische Soldaten, die an der Grenze Manöver abhielten, bestand die wirkliche Aktion zum Wochenende in verdeckter Destabilisierung großer ostukrainischer Städte. Einige "Demonstranten" sagten, sie wollten ein Referendum abhalten, um sich Russland anzuschließen, wie die Krim vor der Annektierung. "Es ist offensichtlich, dass russische Spezialeinheiten und Agenten der Katalysator hinter dem Chaos sind", teilte US-Außenminister John Kerry einem Senatsausschuss mit.
Eines lernte Putin vom Untergang des sowjetischen Imperiums: Die wirkungsvollsten Waffen sind die, die auf dem Radar nicht aufscheinen - und die sind an sich legal in den Staaten, in denen die Operationen stattfinden. All die atomare Macht der Sowjetunion war nutzlos gegen die streikenden Arbeiter in Polen, gegen die Hit-and-run-Guerillas in Nicaragua, gegen die Mujahedin-Kämpfer in Afghanistan.
Wie kann der Westen sich wirksam gegen Putins Vorgehen wehren? Das hängt von den Ukrainern ab, die mobilisieren müssen, um ihr Land vor ausländischer Einmischung zu schützen.
Der Kampf in der Ukraine zeigt, dass es sich um eine andere Art von Krieg handelt. Putin hat seine Lektion aus dem Irak und Afghanistan gelernt, ja, aber auch die Lektion aus Polen und Ostdeutschland.
Ein Ex-Spion hat in Moskau das Sagen und bedient sich dabei eines Handbuchs der schmutzigen Tricks, das er nur zu gut kennt.
Übersetzung: Redaktion