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Exil-Regierung fürchtet neue Offensive der Taliban

Von Ines Scholz

Politik

Der Außenminister der international anerkannten afghanischen Exil-Regierung, Abdullah Abdullah, warnt vor einer neuen Kriegsoffensive der radikalen Taliban-Milizen gegen die Regierungstrupppen von Präsident Burhanuddin Rabbani im Norden des Landes.


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Sollte dem militärischen Vormarsch der von Pakistan unterstützten Taliban-Milizen nicht Einhalt geboten werden, drohe eine Destabiliserung der gesamten Region, warnte Abdullah anlässlich seines Wien-Besuchs in einer Pressekonferenz. Den Schlüssel für ein Ende des afghanischen Bürgerkrieges sieht Abdullah, der einst gegen die sowjetische Besatzungsmacht kämpfte, in einem stärkeren politischen Engagement der Staatengemeinschaft.

Diese müsse ihren Druck auf die pakistanische Regierung verstärken, die trotz des UNO-Embargos weiterhin Waffen an die Taliban liefert und auch Militärbeistand leistet. Islamabad betrachte Afghanistan als Hinterhof, um mit Hilfe der Taliban seine "hegemonialen Träume" zu verwirklichen. Doch müsste eigentlich eine friedliche Entwicklung in Kabul Islamabads Interessen vier eher entgegenkommen. Pakistan war gemeinsam mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten das einzige Land, das das Taliban-Regime anerkannt hat. Doch nicht nur Pakistani kämpfen auf der Seite der Gotteshüter um Taliban-Führer Omar, auch Araber, Chinesen und radikale Moslems aus den zentralasiatischen GUS-Ländern stehen den Pashtun-Milizen, die 1996 Kabul eroberten und mittlerweile 90 Prozent des afghanischen Territoriums kontrollieren, Spalier. Der Westen habe nach dem Ende des Kalten Krieges bedauerlicherweise diesen Entwicklungen untätig zugesehen. "Die Taliban halten das afghanische Volk in Geiselhaft". Sie regierten nicht nur ohne Legitimation, sondern hätten die Bevölkerung auch ins Elend gestürzt und das normale Leben völlig zum Stillstand gebracht, kritisierte Abdullah, der auch an die groben Menschenrechtsverletzungen des Regimes erinnerte. Die Zerstörung der rund 2.000 Jahre alten Buddha-Stauen in Bamian, die nun auch ausländische Journalisten bestätigen konnten, seien nur ein Symptom für das wahre Gesicht der Taliban.

Außenministerin Benita Ferrero-Waldner bekräftigte nach einem Gespräch mit Abdullah die Notwendigkeit weiterer humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung. Die dringendsten Probleme seien humanitärer Natur, insbesondere die Lage der Frauen, der intern Vertriebenen, der Flüchtlinge, sowie die Situation der Menschenrechte.