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Hypo würde auf bis zu 80 Millionen Euro verzichten. | Kritiker warnen vor Ausverkauf auf Steuerzahlerkosten.
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Wien. Eigentlich hätte die Kärntner Hypo dieses Problem schon im Jahr 2007 los sein können. Doch dann verzichtete das damalige Management kurzerhand - und entgegen den ursprünglichen Ausschreibungsbedingungen - darauf, dass der Käufer der Beteiligungstochter Hypo-Consultants deren Verbindlichkeiten bei der Hypo ablösen musste. Nun arbeitet die Bank fieberhaft an einem Exit-Szenario - und zeigt sich bereit, dabei einen Verlust von bis zu 80 Millionen Euro in Kauf nehmen.
Der "Wiener Zeitung" liegen Unterlagen aus einer Sitzung des Kredit-Komitees der Hypo International vom 9. Mai 2011 vor, in der das weitere Vorgehen gegenüber jener Firma diskutiert wurde, die heute einen Gutteil der früheren Kroatien-Projekte der Hypo-Consultants hält. Das offene Kreditvolumen bei der Hypo beläuft sich auf 198,1 Millionen Euro, die Firmengruppe war Anfang Mai sowohl bei Tilgungen als auch bei Zinszahlungen drei bis sechs Monate in Verzug.
Kaum Interessenten
Das Kredit-Komitee einigte sich darauf, dem Vorstand die Annahme eines Berichtes der bankinternen Sanierungs-Task-Force zu empfehlen. Darin wird auch ein bevorzugtes Ausstiegsszenario skizziert: Diesem zufolge würde das Portfolio des Kreditnehmers, das aus zahlreichen Immobilien-Entwicklungsprojekten besteht, aufgesplittet und verkauft.
Hauptziel sei, eine Rückzahlung zwischen 2011 und 2015 zu erreichen, ohne mehr als 40 Prozent des Gesamt-Obligos zu verlieren, heißt es in dem Papier. (Beim Gesamtvolumen von knapp 200 Millionen Euro wären das die eingangs erwähnten 80 Millionen.) Die größten Risiken sind - laut Task-Force - die riesigen Flächen (rund 591.000 Quadratmeter), die es an den Mann zu bringen gilt, Liquiditätsprobleme beim Kreditnehmer und das Fehlen interessierter internationaler Investoren. Der vom Kreditnehmer entwickelte Sanierungsplan, der unter anderem auch Börsegänge von Portfolio-Teilen vorgesehen hätte, stößt bei der Task-Force auf Ablehnung - auch weil dabei keine Rückzahlung des Kredits absehbar gewesen wäre.
Offenbar ist es der Hypo überhaupt nur durch die Fälligstellung eines Teil-Kredits gelungen, die Eigentümer der kroatischen Firma an den Verhandlungstisch zu bekommen. Sollte bis 30. September 2011 keine Einigung stehen, empfiehlt die Task-Force, einen Zahlungsausfall zu erklären und die Sicherheiten zu verwerten.
Gewinn trotz Verlust?
2009 wurde das entsprechende Immobilienportfolio noch mit einem Marktwert von knapp 200 Millionen Euro beziffert, heute nur noch mit 82,8 Millionen Euro - was einer Abwertung um rund 60 Prozent entspricht. Gelänge - wie angepeilt - ein Verkauf um mindestens 120 Millionen Euro, könnte das neue Hypo-Management also sogar einen Buchgewinn für sich in Anspruch nehmen, obwohl in Wahrheit ein Millionenverlust entstanden wäre. Das ruft Kritiker auf den Plan, die von einem Ausverkauf auf Steuerzahlerkosten - auch zugunsten jener Kreditnehmer, die so billiger davonkommen - sprechen. Seitens der Hypo gibt es zum konkreten Fall keinen Kommentar. Den generellen Vorwurf, ursprünglich zu hohe Abwertungen vorgenommen zu haben, weist die Bank zurück: Man sei an die Marktpreise gebunden. Verkauft würden Vermögensgegenstände nur unter den Prämissen "Werterhalt und Kapitalschutz".