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Exklusive Restaurants

Von Kerstin Viering

Wissen
Nur wenige Vogelarten tauchen regelmäßig an winterlichen Futterstellen auf.
© wikimedia/SPBer

Winterliches Vogelfüttern ist beliebt. Doch nur wenige Arten können davon profitieren.


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Berlin. Schon morgens beginnt heftiger Flugverkehr. Lärmende Spatzentrupps, akrobatische Meisen, stoisch vor sich hinpickende Amseln - eine ganze Reihe von Vögeln lässt sich das Angebot an den zahlreichen Futterhäuschen im Winter nicht entgehen. All das Geflatter und Gepiepse gibt viele Menschen das Gefühl, den Tieren etwas Gutes getan, vielleicht sogar einen Beitrag zum Artenschutz geleistet zu haben. Aber stimmt das?

"Das Futter kann manchen Vögeln durchaus über den Winter helfen und ihre Überlebenschancen verbessern", sagt Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) im bayerischen Hilpoltstein. So können die Tiere dann im Frühling relativ gut genährt und fit mit dem Brutgeschäft beginnen. Ob sich das auch in einem verbesserten Bruterfolg niederschlägt, ist freilich unklar. Es gibt nur wenige Studien, die diesen Zusammenhang untersucht haben. Die meisten davon stammen aus Großbritannien, wo Vogelfüttern eine lange Tradition hat und bis heute äußerst beliebt ist.

So haben Stuart Bearhop von der University of Exeter und seine Kollegen Blaumeisen in nordirischen Waldgebieten einen Winter lang mit Erdnüssen gefüttert. Im folgenden Frühjahr zeigte ein Blick in die Nester dann deutliche Unterschiede: Im Durchschnitt legten die gefütterten Meisen ihre Eier zweieinhalb Tage früher und brachten ein Küken pro Nest mehr durch als ihre auf sich allein gestellten Artgenossen.

Möglicherweise waren die gefütterten Eltern einfach in besserem körperlichem Zustand und konnten sich daher intensiver um den Nachwuchs kümmern, sodass mehr Küken überlebten. Vielleicht waren die wohlgenährten Meisen-Mütter auch besser mit Vitamin E und anderen wichtigen Mikronährstoffen versorgt und konnten diese in größeren Mengen in ihren Eiern deponieren. Jedenfalls wirkten sich die winterlichen Snacks in diesem Experiment durchaus positiv auf den Bruterfolg aus.

Ein ganz anderes Bild zeigt dagegen eine Studie, in der Stuart Bearhop und seine Kollegen mehrere Jahre lang die Auswirkungen der Winterfütterung in Waldgebieten in Cornwall untersucht haben. Ein Teil der dortigen Blaumeisen bekam fettreiches Futter, eine weitere Gruppe solches, das zusätzlich große Mengen Vitamin E enthielt, und die übrigen mussten mit dem natürlichen Nahrungsangebot auskommen. Wieder machte sich der unterschiedliche Speiseplan später im Nest bemerkbar. Diesmal war allerdings der Nachwuchs der gefütterten Eltern klar im Nachteil. Diese Küken waren nicht nur kleiner und leichter, sie hatten auch schlechtere Überlebenschancen. Meisenpaare, die Futterspenden bekommen hatten, brachten im Durchschnitt acht Prozent weniger Küken durch - egal, ob ihre Nahrung zusätzliches Vitamin E enthielt oder nicht.

Die Forscher sehen mindestens drei mögliche Erklärungen für diesen Befund. So könnten durch die Fütterung mehr Vögel mit Fitnessproblemen den Winter überlebt haben. Deren Kräfte reichten dann vielleicht nur für eine kleinere Kükenschar. Oder die angehenden Eltern haben sich durch die üppige Versorgung in der kalten Jahreszeit täuschen lassen und zu viel Nachwuchs in die Welt gesetzt - um dann nach dem Ende der Fütterung festzustellen, dass ihr Lebensraum nicht genug natürliche Nahrung für so viele hungrige Schnäbel hergab.

Eventuell spielt auch die Zusammensetzung der Nährstoffe im Futter eine Rolle. So ist Fett zwar ein hervorragender Energielieferant. Die britischen Forscher haben freilich den Verdacht, dass sich unausgewogene, zu fettreiche Ernährung ungünstig auf den Fortpflanzungserfolg auswirkt. Das könnte auch erklären, warum die Meisen bei dem Experiment in Nordirland von der Fütterung profitierten: Die dort verwendeten Erdnüsse sind vielleicht einfach gesünder als die Klumpen aus beinahe reinem Pflanzenfett und ohne Vitamin-E-Zusatz, die ihre Artgenossen in Cornwall verspeisten. Um all das genauer einschätzen zu können, müsse man die Auswirkungen der Winterfütterung noch genauer untersuchen: "Es wäre voreilig, aus unseren Ergebnissen zu schließen, dass eine Fütterung Wildvögeln generell schadet", schreiben die Forscher im Fachjournal "Scientific Reports".

Vogelschutzorganisationen wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) oder der LBV sind daher auch nicht grundsätzlich gegen das winterliche Vogelfüttern. "Das ist vor allem eine sehr gute Möglichkeit, Natur und Wildtiere vor der Haustür zu erleben", betont Andreas von Lindeiner. Er sieht darin eine Chance, Menschen für den Naturschutz zu begeistern. Allerdings warnt der Ornithologe vor allzu hochfliegenden Erwartungen: "Einen großen Beitrag zum Artenschutz können Winterfütterungen nicht leisten." Denn die typischen Futterhausbesucher sind meist nicht diejenigen Arten, um deren Zukunft sich Naturschützer die größten Sorgen machen. Kohl- und Blaumeisen, Amseln, Rotkehlchen, Kleiber, Buch- und Grünfinken, Buntspechte - sie alle sind in Deutschland nicht bedroht, manche Bestände nehmen sogar zu.

Angebot geht an vielen vorbei

Etwas anders liegt der Fall beim Haussperling - auch ein begeisterter Futterhausbesucher, doch die Unterstützung hat ihm wenig genützt: In vielen Regionen Mitteleuropas sind die Spatzenbestände in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft. Das liegt unter anderem daran, dass sanierte Gebäude heutzutage nur noch wenige Brutplätze in Nischen und Hohlräumen bieten. Und wenn die Tiere ein Sandbad gegen lästige Parasiten nehmen wollen, suchen sie oft vergeblich nach einer Gelegenheit.

An den meisten anderen Vögeln geht das Angebot der Garten- und Balkonrestaurants völlig vorbei. Von den mehr als 200 in Deutschland lebenden Arten tauchen vielleicht 15 regelmäßig an Futterstellen auf. Die übrigen sind zu scheu, leben zu weit von Städten und Dörfern entfernt oder haben zu spezielle Ansprüche an ihre Nahrung.

Von einer ganzjährigen Fütterung halten Nabu und LBV nichts. Viel wichtiger für den Vogelschutz sei eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die den Tieren automatisch auch ein besseres Nahrungsangebot biete.