Zum Hauptinhalt springen

"Exotik" mit Tradition

Von Christa Karas

Wissen

Hochwertigstes pflanzliches Protein für die Gesundheit. | Heimische Zucht ist ein Beitrag zum Umweltschutz. | Wien. Die Sojabohne ist nicht nur als Bestandteil oder Würzsauce in asiatischen Küchen unersetzbar, sondern eine der tragenden Säulen in der Ernährung der Weltbevölkerung und in mittlerweile rund 30.000 Lebensmitteln - etwa in Form von Eiweiß, Öl und Lezithin - enthalten. Rund 65.000 Tonnen Sojabohnen werden pro Jahr in Österreich geerntet - mehr als die zehnfache Menge, auch an Sojaschrot zur Tierfütterung, wird indessen benötigt. Dieser Bedarf wird zu 90 Prozent aus Importen gedeckt, die andernorts - wie etwa in Brasilien - zur Abholzung riesiger Urwaldflächen geführt haben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Zu Recht wünschen sich führende Fachleute wie Johann Vollmann von der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) deshalb einen politischen Lenkungseffekt zur Verstärkung des Inlandsanbaus der ernährungsphysiologisch vor allem hinsichtlich ihres Eiweißgehalts eminent hochwertigen Pflanze.

"Haberlandt-Bohne"

Positive Erfahrungen damit gibt es seit 135 Jahren: Denn selten in der wechselvollen Geschichte der 1872 gegründeten Boku in Wien hat ein Ordinarius die Geschicke seines Fachgebietes so nachhaltig geprägt wie Professor Friedrich Haberlandt. Im Gefolge der Wiener Weltausstellung 1873 erwarb er Sojasamen von 19 Herkünften, überwiegend aus Japan, China, der Mongolei und aus Tunesien, mit denen er ab 1875 umfangreiche Anbauversuche startete. Drei davon konnte er zur Samenreife bringen, die er bereits auf Öl- und Proteingehalte untersuchte und mit denen er in der Folge umfangreiche Versuche in Ungarn, Böhmen, Mähren, Schlesien, der Bukowina und der Steiermark initiierte. Die Ergebnisse dieser europäischen Pioniertat veröffentlichte er in dem 1877 erschienenen Band "Die Sojabohne".

In Würdigung seiner Verdienste wurde Haberlandt posthum 1901 durch eine von ihm selektierte frühreife, gelbsamige Herkunft Nr. 17271 mit seinem Namen ausgezeichnet. Die Sorte "Haberlandt" war um 1930 in fast allen Soja-Anbaugebieten der USA weit verbreitet und wurde in der Folge ein vielverwendeter Kreuzungspartner in der US-Sojabohnenzüchtung.

Im deutschsprachigen Raum bezeichnete man über lange Zeiträume die Sojabohne als "Haberlandt-Bohne", in Frankreich hieß sie "Haricot-Haberlandt".

Des Pioniers wird am heutigen Mittwoch beim Ersten österreichischen Soja-Symposium im Festsaal der Boku gedacht, an dem zahlreiche in- und ausländische Fachleute aus Ökologie, Pflanzenforschung und Medizin teilnehmen.

"Soja aus Österreich"

Weitere Teilnehmer kommen aus dem neuen Verein "Soja aus Österreich" von zehn heimischen Züchtern und Soja-Produzenten. "Niemand von uns - mich eingeschlossen - hätte Österreich vor Jahren als Sojaland bezeichnet", sagt dazu Vereinsobmann und Unternehmer Matthias Krön. Mittlerweile wachse die eiweißreiche Bohne auf zwei Prozent der heimischen Felder (24.000 Hektar Ackerland) und gedeihe sehr gut.

Hochburg der Sojaproduktion sind Oberösterreich (10.505 Tonnen/2006) und das Burgenland (8099 Tonnen/2006). Auch in Kärnten und Niederösterreich sowie der Steiermark wird die Pflanze auf größeren Anbauflächen gesät. Die Erträge seien vergleichbar mit denen Nordamerikas. Für eine gänzliche Eigenversorgung hätte Österreich wegen des hohen Bedarfs allerdings zu wenig Fläche.

Laut einer im November durchgeführten Umfrage verwenden 38 Prozent der Österreicher derzeit zumindest gelegentlich Sojaprodukte, doch tatsächlich dürften es weit mehr sein: Zu den insgesamt 300 unterschiedlichen, definierten Soja-Waren kommen unzählige mit Soja-Bestandteilen wie Toastbrot, Margarine, Schokolade oder Keks.